Geraucht wird dann eben vor der Tür

Vor einem Jahr hatte sich der Trierische Volksfreund bei Kneipen- und Café-Besitzern in der Region nach ihren Erfahrungen mit dem Nichtraucherschutzgesetz umgehört. Nun ziehen sie erneut ein Fazit.

Trier/Wittlich/Bitburg. Einen Kaffee kann man auch ohne eine Zigarette genießen, findet Marouane Mahfoudh, Inhaber von Mondo del Caffè in Wittlich. Sein Café ist daher rauchfrei. "In meinem Betrieb geht es um Kaffee und Genuss und nicht um Rauchen und Qualm", sagt er. So seien ihm zwar auch einige Kunden verloren gegangen, und auch der Umsatz habe gelitten. Beim Rauchverbot in seinem Café solle es trotzdem bleiben. "Vielleicht ist es eine Möglichkeit, mitzuhelfen, die Denkweise der Leute zu ändern."

Andere Erfahrungen hat Friedhelm Schneck, Inhaber des Gasthauses Schneck in Wittlich, gemacht. Die Tatsache, dass die Gäste im vorderen Bereich des Gasthauses wieder rauchen dürften, werde sehr gut angenommen. Zwar gebe es einen abgetrennten Nichtraucherraum. Dieser werde allerdings nur von Gästen genutzt, die etwas essen. "Diejenigen, die nur ein Bier trinken, gehen da auch nicht rein", sagt Schneck. "Auch nicht die Nichtraucher."

Dass Nichtraucher nicht unbedingt die Kneipen scheuen, in denen geraucht werden darf, weiß auch Günter Gobbert, Inhaber des Broadway am Trierer Viehmarkt, zu berichten. Es kämen ebenso gerne Raucher wie Nichtraucher in seine Kneipe. "Die Gemütlichkeit ist eben da", sagt er. Das Nichtraucherschutzgesetz in seiner jetzigen Form findet er gut. Auch die Beschränkung auf einfach zubereitete Speisen störe ihn nicht.

In der Kellerkneipe Cubiculum in Trier ist die Lage hingegen anders. Dort ist Rauchen verboten. "Negativ hat sich das nicht ausgewirkt", sagt Chef Norbert Freischmidt. "Eher das Gegenteil ist der Fall." Viele Kunden kämen nun mit ihren Kindern ins Cubiculum.

Generell könne er sich nicht über weniger Kundschaft beklagen. "Die Raucher sind geblieben - sie gehen jetzt eben vor die Tür." Abgesehen davon sei es für ihn und seine Mitarbeiter viel angenehmer, ohne Zigarettenrauch zu arbeiten.

Positives berichtet zudem Guido Prinz vom Prinz Café in Bitburg. "Im Winter musste ich sicherlich auf den einen oder anderen Gast verzichten, weil bei mir nicht geraucht werden darf", sagt er. "Dafür sind an anderer Stelle aber mehr Gäste gekommen." Prinz kann sich zwar vorstellen, dass die Situation für die Abendgastronomie anders aussieht. Auf das Tagesgeschäft, so seine Erfahrung, habe sich das Rauchverbot jedoch positiv ausgewirkt. Extra Chronik: Im September 2007 verabschiedet der rheinland-pfälzische Landtag ein Nichtraucherschutzgesetz. Danach durfte in Kneipen nur noch in abgetrennten Nebenräumen geraucht werden, sofern diese kleiner waren als die jeweilige Nichtraucherzone. In Ein-Raum-Gaststätten durfte nicht mehr geraucht werden. Obwohl es bereits Ende des Jahres die erste Beschwerde beim Verfassungsgerichtshof dagegen gab, trat das Gesetz am 15. Februar 2008 in Kraft. Im September 2008 kippte der Verfassungsgerichtshof das Nichtraucherschutzgesetz: Wenn in Gaststätten das Rauchen in abgetrennten Räumen erlaubt sei, könne in Ein-Raum-Kneipen ohne Abtrennmöglichkeit kein Rauchverbot gelten. Im Mai 2009 trat das gelockerte Nichtraucherschutzgesetz in Kraft. (ags)

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