"Gesellschafter" gesucht

TRIER. "Werden Sie Gesellschafter!" Kino- und Fernsehwerbespots, Anzeigen und Plakate überall in Deutschland verbreiten derzeit diesen Appell. Dabei geht es nicht um Geldanlagen: Die von der "Aktion Mensch" angestoßene Kampagne unter dem Titel "Die Gesellschafter" wirbt für mehr bürgerschaftliches Engagement.

"Ich möchte in einer Gesellschaft leben, in der es unwichtig ist, ob man Moslem, Jude, Christ, homosexuell, bisexuell oder heterosexuell ist" , schreibt T.H. im Internet. Guido Franke plädiert für ein Gemeinwesen, in dem "der Mensch und seine Umwelt im Mittelpunkt stehen und nicht, wie jetzt, der Gewinn". Matthias Rosenkranz wünscht sich eine Gesellschaft, "die ihre Meinungen und Überzeugungen nicht zu einem Großteil aus ,Bild' und ,Express' bezieht", und R.T. hofft, "dass es auch in Zukunft möglich sein wird, für seine Kinder als Mutter zu Hause zu bleiben". Hülya Yavuz wünscht sich "eine Gesellschaft, in der nicht neidisch nachgefragt wird, warum Ausländer teure Autos fahren", und für Anna Gerte ist eine ideale Gesellschaft eine, "in der keiner vergessen wird". Das sind einige von mehr als 1000 Antworten auf die Frage: "In was für einer Gesellschaft wollen wir leben?", die in den vergangenen Tagen bei der Aktion "Die Gesellschafter" eingegangen sind. Das Nachdenken und Diskutieren über die Wunsch-Gesellschaft von morgen ist ein Teil der groß angelegten Gesellschafter-Kampagne der "Aktion Mensch", die von den Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege unterstützt wird, von Sozial- und Selbsthilfeverbänden sowie von Nicht-Regierungsorganisationen aus Bereichen wie Umwelt, Entwicklung, Verbraucherschutz und Menschenrechte. Ziel des Projektes sei, die Frage nach der Zukunft des Gemeinwesens aus Expertenrunden zurück in die Gesellschaft zu tragen, erklären die Initiatoren. "Denn nicht, in was für einer Gesellschaft Menschen leben müssen oder sollen, bestimmt idealerweise die Zukunft des Zusammenlebens in einer Demokratie, sondern in was für einer Gesellschaft sie gemeinsam leben wollen." Möglichst viele Bürger sollen eingebunden werden. Wer über die Diskussion hinaus konkret für die Gesellschaft tätig werden möchte, findet im Internetportal diegesellschafter.de eine Adressdatenbank für ehrenamtliches Engagement. Zehn Millionen Euro für ehrenamtliche Projekte

Drittes Element der Aktion ist ein Zehn-Millionen-Euro-Programm, das neue ehrenamtliche Projekte ermöglichen soll. Anträge können online gestellt werden. Neben mehreren Medienkampagnen sind zahlreiche begleitende Aktionen geplant - darunter Filmfestivals in 70 Städten, Wettbewerbe, Ausstellungen und ein Kongress zur Sozialpolitik. Mindestens zwei Jahre soll die Aktion Projekte anstoßen und die Debatte über eine bessere Gesellschaft am Laufen halten. Auch, wenn alle Theorie grau bleibt, wie Unterstützer E.P. bemerkt. Er schreibt auf die Frage, in welcher Gesellschaft er leben möchte: "In einer Welt, in der alle erkennen, dass die Wunschvorstellung einer perfekten Gesellschaft absolute Utopie ist." Info: www. diegesellschafter.de.

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