Gesundheitsexperten warnen vor unabsehbaren Folgen des Elektro-Rauchens

Trier · Keine Asche, kein Gestank, keine Kippen: Mit solchen Vorteilen gegenüber herkömmlichen Glimmstängeln werben Hersteller von elektronischen Zigaretten. Diese werden aber von Gesundheitsexperten äußerst kritisch beäugt.

Trier. Bernd Krönig kämpft seit vielen Jahren unermüdlich gegen das Rauchen. Wenn der ehemalige Chef-Internist des Evangelischen Krankenhauses in Trier von vermeintlichen Vorzügen der E-Zigarette hört und davon, sie sei gegenüber normalen Zigaretten gesundheitlich eher unbedenklich und könne zum Abgewöhnen animieren, macht ihn das zornig. "Diese Produkte sind hochgiftig und genauso schädlich", schimpft Krönig.
Der Professor, Landesbeauftragter des ärztlichen Arbeitskreises Rauchen und Gesundheit, präsentiert im Handumdrehen Dokumente, die seine Meinung stützen. So verweist das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) darauf, dass E-Zigaretten schädliche Auswirkungen auf die Atemwege hätten und dass Nikotin süchtig mache. "Die Inhaltsstoffe, die verdampft werden, sind auch nicht unbedenklich", ergänzt Krönig und verweist auf entsprechende Aussagen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
Das bundesweit bekannte "Forum Rauchfrei" in Berlin (Internet: www.forum-rauchfrei.de) warnt, die Nikotindosierung in den sogenannten Liquids der E-Zigaretten sei "in der Regel vollkommen unbekannt". Hinzu komme, dass flüssiges Nikotin in hoher Konzentration in den Mund gelangen und verschluckt zu einer erheblichen Gesundheitsgefährdung führen könne. "Sogar Händler geben an, dass das Produkt vollkommen unausgereift ist", sagt Forums-Sprecher Johannes Spatz.
Für Aufsehen hat kürzlich in den USA ein Fall gesorgt, bei dem einem 57-Jährigen eine E-Zigarette im Mund explodierte. Der Mann verlor dabei mehrere Zähne und ein Stück seiner Zunge.
Zur Erklärung hieß es von der Lobbyorganisation TVECA, die Technik werde zurzeit nicht kontrolliert, weshalb sich auch minderwertige Produkte auf dem Markt befänden.
Normales Rauchen erst ab 18


Aktivisten wie Krönig und Spatz schrecken solche Vorfälle zusätzlich auf. Sie dringen darauf, dass nikotinhaltige E-Zigaretten erst nach einer Zulassung durch die Behörden und nur in Apotheken verkauft werden dürfen. Grundsätzlich darf jeder E-Zigaretten konsumieren. Beim normalen Rauchen schränkt das Jugendschutzgesetz ein, dass an Jugendliche unter 18 Jahren keine Tabakwaren verkauft werden dürfen. Ihnen ist auch untersagt, in der Öffentlichkeit zu rauchen.
In Deutschland sind die Landesbehörden dafür zuständig, die Einhaltung der tabak-, arzneimittel- und medizinproduktrechtlichen Vorschriften zu überwachen. Deshalb unterscheidet sich das Vorgehen von Bundesland zu Bundesland.
Die von der Bundesregierung vertretene Linie, E-Zigaretten seien Arznei- und keine Genussmittel, und die aus der gleichen Einschätzung resultierenden Verbote des Handels und freien Verkaufs etwa in Nordrhein-Westfalen oder Brandenburg könnten aber durch Gerichte ausgehebelt werden. So gaben jüngst die Richter am Oberverwaltungsgericht Münster den rechtlichen Hinweis an das Gesundheitsministerium NRW, dessen öffentliche Warnung vor E-Zigaretten könne rechtswidrig sein. Ein Urteil in dem Verfahren, das ein Hersteller der Produkte mit seiner Klage angestrengt hatte, ist noch nicht ergangen.
Die Hersteller jubilieren aber schon. Sie hoffen, dass ihre E-Zigaretten demnächst überall frei erhältlich sind und nicht nur in der Apotheke oder im Internet.

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