Gordischer Knoten

Die eskalierende Situation im Nahen Osten rechtfertigt einen massiven Einsatz internationaler Diplomatie, um die brisante Lage zu entschärfen und zu verhindern, dass Iran und Syrien in die Kampfhandlungen aktiv verwickelt werden.

Doch wer hätte überhaupt eine Chance, von den Konfliktparteien ernst genommen zu werden? Eine Vermittlungs-Mission der Vereinten Nationen wäre angesichts der Unausgewogenheit der Weltorganisation zu Lasten Israels wohl von vornherein zum Scheitern verurteilt. Seit der von islamischen Staaten dominierte neu organisierte UN-Menschenrechtsrat zudem kürzlich begann, auf jeder Sitzung angebliche "Untaten" Israels zum Haupt-Tagesordnungspunkt zu machen, Attacken islamischer Terroristen jedoch geflissentlich übergeht, dürften sich die UN-Bürokraten als Gesprächspartner disqualifiziert haben. Und das Weiße Haus? US-Präsident Bush mahnte zwar am Wochenende erneut Zurückhaltung an, spricht jedoch Israel weiter das Recht zur Verteidigung zu und will - so gab es Außenministerin Rice zu verstehen - libanesische Bitten nach einem Waffenstillstand derzeit nicht unterstützen, weil damit jeglicher Druck von der terroristischen Hisbollah genommen werden würde. Angesichts dessen scheinen auch die USA als Mittler vom Tisch - womit sich der Blick nach Europa richtet. Russland, das enge wirtschaftliche Verbindungen zum Hisbollah-Förderer Iran pflegt, scheidet nicht nur aus diesem Grund aus. Wladimir Putin warf Israel ebenfalls eine "unangemessene" Reaktion auf die Angriffe vor, ließ dabei allerdings unerwähnt, dass russische Truppen bei der Verfolgung tschetschenischer Rebellen ebenfalls nicht gerade zimperlich mit der Zivilbevölkerung umgingen - was ihm nicht gerade moralische Autorität für eine Mittlerrolle verleiht. Das Hauptziel radikaler Terror-Gruppen - von Hamas über den Dschihad bis hin zu Hisbollah - ist weiter die Auslöschung Israels. Und was würde diesem Ziel jetzt mehr entgegenstehen als ein Waffenstillstand? Zumal sich - aus Sicht der extremistischen Fanatiker - nun die Chance bietet, mit Iran und Syrien die Fädenzieher im Hintergrund mit in die Kampfhandlungen gegen den "Todfeind" Israel zu ziehen - ein gordischer Knoten also für die internationale Diplomatie. nachrichten.red@volksfreund.de

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