Gut, aber noch nicht gut genug

Deutschlands Schüler müssen sich mit ihren Fähigkeiten international nicht mehr verstecken. Sowohl ihre Lesefähigkeit als auch ihre mathematischen Kenntnisse haben sich verbessert. Vom Spitzenniveau ist man aber noch weit entfernt. Das geht aus der neuen Pisa-Studie hervor, die gestern in Berlin präsentiert wurde. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten:



Was heißt "Pisa"?

Pisa ist eine englische Abkürzung und steht für "Programme for international student assessment". Seit dem Jahr 2000 wird regelmäßig untersucht, inwieweit Schüler im Alter von durchschnittlich 15 Jahren über grundlegende Kompetenzen verfügen. Die Studie wird durch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Paris koordiniert. An der jüngsten Untersuchung nahmen rund 470 000 Schüler aus 65 Staaten teil. In Deutschland umfasste die Stichprobe knapp 5000 Schüler an 226 Schulen.

Wo liegen die Schwerpunkte bei Pisa?

Als grundlegende Kompetenzfelder gelten die Lesefähigkeiten, Mathematik und die naturwissenschaftlichen Fächer. Andere Bereiche wie etwa Geschichte oder musische Bildung werden nicht berücksichtigt. Kritiker warnen deshalb vor einer Überbewertung der Studie.

Wie hat Deutschland beim Lesen abgeschnitten?

Deutschland gehört zu einer Gruppe von sieben Ländern, in denen sich die Lesekompetenz der Schüler seit 2000 deutlich verbessert hat. Die erreichten 497 Punkte sichern allerdings nur einen Platz im Mittelfeld.

Vor zehn Jahren gab es lediglich 484 Punkte, was deutlich schlechter als der Durchschnitt war. Inzwischen entsprechen die Leseleistungen deutscher Schüler denen ihrer Altersgenossen in den USA (500), Schweden (497), Frankreich (496) und Großbritannien (494).

An der Spitze stehen Hongkong (533), Singapur (526) und Kanada (524).

Zu den Schlusslichtern gehören Chile (449) und Mexiko (425).

Wie steht es um die übrigen Kenntnisse?

Mit 513 Pisa-Punkten ist Deutschland erstmals in jene Staatengruppe aufgerückt, die bei den mathematischen Kenntnissen klar über dem OECD-Durchschnitt (496) liegt. Zu den Spitzenreitern zählen auch hier asiatische Länder wie Singapur und Hongkong.

Am unteren Ende des Leistungsspektrums rangieren einmal mehr Chile und Mexiko. Bei den Naturwissenschaften hat es praktisch keine Veränderungen gegenüber der letzten Untersuchung vor vier Jahren gegeben. Hier ist Deutschland weiterhin etwas besser als der Staaten-Durchschnitt.

Gibt es Sonderentwicklungen?

Ja. In Deutschland haben Schülerinnen eine deutlich höhere Lesefähigkeit als ihre männlichen Altersgefährten. Der Abstand entspricht dem Lernfortschritt eines kompletten Schuljahres. Auch schneiden Migrantenkinder in Deutschland nach wie vor klar schlechter ab als ihre einheimischen Mitschüler. Aber der Abstand hat sich in den vergangenen zehn Jahren von 84 auf 56 Punkte verringert. Andererseits sind laut Studie auch keine Verbesserungen in der Leistungsspitze zu erkennen. Unklar bleibt dabei, ob die Förderung Schwächerer womöglich zu lasten Leistungsstärkerer gegangen ist.

Wie entscheidend ist die soziale Herkunft?

Der Zusammenhang zwischen schulischer Leistung und familiärem Wohlstand ist in Deutschland nach wie vor stark ausgeprägt. Als entscheidender Gradmesser gilt indes die Lage der jeweiligen Schule. Der Leistungsabstand zwischen zwei Schülern mit ähnlich familiärem Hintergrund kann mehr als 100 Pisa-Punkte betragen, je nach dem, ob die Schule in einer guten oder schlechten Gegend beheimatet ist. "In keinem anderen Land hat ein sozial ungünstiges Schulumfeld einen so starken Einfluss auf die Leistungen aus sozial schwachen Familien", kritisieren die Autoren der Studie. Das Leistungsniveau der einzelnen Bundesländer findet sich in der Studie übrigens nicht.

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