Gut gegen Böse

Die Folter-Videos aus dem irakischen Knast bringen die widerlichste Seite des Krieges in Erinnerung. Und man wagt sich kaum die Frage zu stellen, in wie vielen Lagern Ähnliches passiert, ohne dass Bilder davon an die Öffentlichkeit gelangen.

Die Bilder schockieren, weil sie eine Lüge des modernen Krieges zerstören: Dass es sachlich zugehe beim Waffengang, dass man, vielleicht sogar widerwillig, nur das Unvermeidliche tue, um Schlimmeres zu verhindern. Da ist der blanke Hass im Spiel, der Wille, zu erniedrigen, wen man nicht mehr als Menschen begreift, sondern nur als Feind. Die Menschheit war schon mal weiter. Von der Haager Landkriegsordnung über die Genfer Konventionen bis zum internationalen Völkerrecht ziehen sich die Versuche, dem Krieg und seinen Folgen Regeln zu geben. Gespeist aus der Erkenntnis, dass auch die Extremsituation der bewaffneten Auseinandersetzung nicht alles erlaubt. Weil auch auf der anderen Seite Menschen stehen. Und weil im Zusammenleben der Staaten festgelegte Standards eingehalten werden müssen - so lange man sich nicht auf andere verständigt hat. Diese Erkenntnis ist im Irak-Krieg abhanden gekommen. Die Fundamentalisten im Weißen Haus und die in Falludscha sind sich in einem einig: Dass da nicht Menschen gegen Menschen kämpfen, sondern Gut gegen Böse. Und da gelten keine Regeln. Schon das Vom-Zaun-Brechen des Krieges war ein Bruch des Völkerrechts, ebenso wie ein Teil der Besatzungspolitik. Jetzt folgt der politischen Verrohung die menschliche. Es passt ins Bild, dass nicht "gelernte" Soldaten, sondern Geheimdienstler und Söldner die Haupttäter sind. Aber wer hat sie eingesetzt oder eingekauft? Und sie gewähren lassen? Wer die Verbrechen von Abu Ghraib nur den unmittelbaren Tätern zuschreibt, denkt zu kurz. d.lintz@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort