Halb so viel und doppelt so groß

TRIER. "Zukunftsfähigkeit neu bedenken" ­ so beschreibt Weihbischof Leo Schwarz den Auftrag seiner Projektgruppe, künftige Strukturen von Pfarreien und Seelsorgeeinheiten zu entwickeln. Das Prinzip: Wenn es weniger überzeugte Gläubige gibt, müssen sich diese enger zusammenschließen.

Für viele Pfarreien, die sich mit ähnlichen Problemen plagen und ohnehin schon oft in Seelsorge-Einheiten zusammengefasst sind, wünscht sich das Bistum eine engere Kooperation, wenn nicht sogar eine Fusion. Nicht zwingen, sondern überzeugen ­ so sollen die Pfarreien dazu gebracht werden, von sich aus aufeinander zuzugehen. "Per Befehl findet man kein Neuland", sagt Weihbischof Schwarz. Und per Befehl dürften Katholiken auch kaum dazu zu bringen sein, ihre eigene Pfarrgemeinde aufzulösen und dennoch weiter engagiert im Ehrenamt zu arbeiten. Etwas anders sieht das auf der mittleren Ebene des Bistums aus. Hier sind bisher die Regionen angesiedelt, zuständig etwa für Jugendseelsorge, Kirchenmusik und Erwachsenenbildung. An der Spitze steht der Regionaldekan, der auch für die Kommunikation in seiner Region und zwischen Bistum und Pfarreien zuständig ist. Hier hat das Bistum für die Strukturreform Vorgaben gemacht. Aus bisher sieben Regionen werden künftig drei "Funktionsbereiche" (siehe Grafik), die wahrscheinlich auch wieder Region genannt werden und den heutigen Visitationsbezirken der Weihbischöfe entsprechen. Besonders gut angekommen ­ so ist zu hören ­ ist die angekündigte Auflösung vor Ort nicht. Priester und Laien schätzen den Kontakt und die Arbeit mit den Regionen und zeigen sich etwas verwundert darüber, dass die Abschaffung zunächst zwar beschlossene Sache, dafür aber völlig unklar war, wie die bisherigen Aufgaben verteilt werden. "Da macht man den zweiten Schritt vor dem ersten", meint etwa Manfred Thesing, Vorsitzender des Katholikenrats, der die Laien auf Bistumsebene vertritt. Der Vorschlag einer Projektgruppe des Bistums unter Leitung von Weihbischof Dr. Felix Genn lautete, statt der Regionen "dekanatsnahe Kompetenzzentren" zu errichten, die mit Ansprechpartnern in den Dekanaten vernetzt sein sollten. Die Dekanate sollen damit gestärkt und als neue mittlere Ebene des Bistums eingeführt werden. Die bisherigen Büros der Regionen blieben als "Kompetenzzentren" also möglicherweise erhalten. "Das Kind bekommt nur einen neuen Namen", kommentiert deshalb ein Priester die Ab- und Neuschaffung der Regionen. Auf Dekanats-Ebene werden bisher einige Verwaltungsaufgaben der Pfarreien erledigt, und hier tauschen sich die Seelsorger aus. Die 965 Pfarreien sind derzeit in 75 Dekanaten zusammengefasst. Die Projektgruppe geht von künftig zehn bis 15 Dekanaten pro Funktionsbereich mit jeweils acht bis zehn Seelsorge-Einheiten aus ­ also in etwa eine Halbierung der Gesamtzahl. "Die Dekanate sind zu klein", meint der Trierer Regionaldekan Josef Schönborn. "Da sind wir uns im Prinzip seit Jahren einig." Neu ist die Diskussion über Fusionen deshalb auch nicht. Vielerorts wird sie unabhängig von der Reform längst geführt. Aus drei noch selbstständigen Dekanaten könnte in Trier beispielsweise ein einziges Stadt-Dekanat werden. Auch zwischen Wittlich und Klausen gab es Annäherungen. Manderscheid und Traben-Trarbach kämen für einen Zusammenschluss in Frage. Ebenso wie Saarburg und Konz oder in der Region Westeifel die Dekanate Prüm und Waxweiler sowie Daun und Kelberg. Beschlossen aber ist noch gar nichts, darauf legen alle Kirchenvertreter Wert. Und halten es mit Weihbischof Schwarz: "Gut Ding will Weile haben."

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