Hammermörder zeigt kein einziges Zeichen der Reue

Bis Juni vergangenen Jahres war Marc O. für die Justiz ein fast unbeschriebenes Blatt. Ein kleiner Diebstahl, eine Beleidigung, nichts Gravierendes. Dann erschlug er hinterrücks seine Freundin, die sich wegen eines anderen jungen Mannes von ihm getrennt hatte. Die Richterin spricht von "absolutem Vernichtungswillen", als sie Marc O. für mindestens 15 Jahre ins Gefängnis schickt.

Trier. Marc O. verzieht keine Miene, als die Vorsitzende Richterin Petra Schmitz am 12. Verhandlungstag das Urteil verkündet: lebenslange Haft wegen "eines klassischen Falls von heimtückischem Mord", wie Schmitz es ausdrückt. Der gebürtige Leipziger hat im Juni vergangenen Jahres seine sechs Jahre jüngere, ehemalige Freundin nach einem Streit in Höchstberg (Vulkaneifelkreis) getötet.

Mit Ausbeul-Hammer erschlagen



Der leidenschaftliche Autobastler hat der jungen Frau mit einem Hammer zum Ausbeulen von Fahrzeugen von hinten auf den Schädel geschlagen, als beide die Treppe ihrer einstmals gemeinsamen Wohnung hinuntergingen. Marc O. schlug nicht einmal oder zweimal zu, was vermutlich ausgereicht hätte, um die junge Frau zu töten, sondern ein Dutzend Mal, wie die Rechtsmediziner später feststellten. "Sie hatten den absoluten Vernichtungswillen", sagt die Vorsitzende Richterin.

Marc O. verfolgt die 50-minütige Urteilsbegründung ohne erkennbare Gefühlsregung, als gehe es da gar nicht um seine Person und sein Schicksal. Der Cochemer Rechtsanwalt Bernhard Theisen, der die als Nebenklägerin auftretende Mutter der Ermordeten vertritt, äußert sich später verärgert über "dieses offenkundige Desinteresse" des Angeklagten, das dieser während des gesamten Prozesses gezeigt habe. "Und die Mutter ist vor allem sehr erschüttert", sagt er, "weil Marc O. kein einziges Zeichen der Reue hat erkennen lassen."

Etwa drei Jahre vor der Bluttat hatten der mit seiner Familie von Leipzig in die Eifel umgezogene Marc O. und seine spätere Freundin sich kennengelernt. Ein Jahr später zog das junge Paar in Höchstberg zusammen. Wegen unterschiedlicher Interessen knirschte es rasch häufiger mal in der Beziehung, vorübergehende Trennungen inklusive. "Sie war lebenslustig, ging gerne raus", sagt die Vorsitzende Richterin, "er schraubte lieber an seinen Autos herum."

Ende 2009 fand die Eifelerin einen Job, lernte in der neuen Firma einen jungen Mann kennen, verliebte sich: der Anfang vom Ende der Beziehung zu Marc O, dem sie die Qualitäten ihres neuen Freundes häufiger mal ins Gesicht sagte, wenn sie in der noch gemeinsamen Wohnung übernachtete.

Der gelernte Maurer wurde zeitweise zum Stalker, verfolgte seine Ex-Freundin, rief sie an, bedrohte sie. Einmal soll sie morgens im Bett neben ihm aufgewacht sein, als er ihr gerade eine Plastikfolie übers Gesicht legte. "Sie hatte den Eindruck, dass Marc O. sie ersticken wollte", schildert die Vorsitzende Richterin den Vorfall, den die Ermittler aus Computeraufzeichnungen rekonstruiert haben. "Er war eifersüchtig und gekränkt."

Einen Monat danach kam es zu der schrecklichen Bluttat. Wieder hatte es zwischen den beiden zuvor "eine der üblichen Streitereien" (Vorsitzende Richterin) gegeben. Auf der Treppe auf dem Weg nach unten schlug Marc O. dann zu.

Die Leiche der 20-Jährigen schleppte er anschließend in den Keller. Er zog sich die blutverschmierten Klamotten aus, hob 100 Euro an einem Geldautomaten ab und schickte noch dem neuen Freund der Ermordeten von ihrem Handy aus eine Kurzmitteilung.

Dass die SMS nicht vom Opfer selbst stammen konnte, bemerkte der Empfänger an den vielen Rechtschreibfehlern.

Als die 20-Jährige am Tag darauf nicht an ihrer Arbeitsstelle erschien, machten sich die Kollegen und ihre Mutter Sorgen. Als ein Hausmeister die Tür zur Wohnung von Marc O. öffnete, sahen sie schon im Flur die Blutspuren.

"Ich habe Scheiße gebaut"



Marc O. wurde am Abend in der Nähe von Montabaur im Westerwald festgenommen. "Ich habe Scheiße gebaut, fahre mit dem Auto herum", hatte er zuvor einer Bekannten gebeichtet.

Als die Vorsitzende Richterin Petra Schmitz am frühen Donnerstagmittag das Urteil verkündet, dürfte Marc O. von seiner Verteidigerin Martha Schwiering vorbereitet worden sein. Womöglich mit ein Grund, warum er keine Miene verzieht, als die fünfköpfige Kammer ihn lebenslang ins Gefängnis schickt.

Seine Verteidigerin will gegen das Urteil Revision einlegen. Lebenslang ist in Ländern ohne Todesstrafe die höchste Strafe, die ein Gericht verhängen kann. In Deutschland kann ein zu lebenslanger Haft Verurteilter frühestens nach 15 Jahren zur Bewährung entlassen werden. Im Schnitt "sitzen" Lebenslängliche rund 20 Jahre im Gefängnis. Derzeit verbüßen in deutschen Justizvollzugsanstalten etwa 2000 Gefangene eine lebenslange Haftstrafe. sey

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