Handeln statt klagen

Schon vor ein paar Tagen hatte SPD-Fraktionschef Peter Struck die Besitzstände der Ärzte ins Visier genommen und kräftige Einschnitte angedroht. Da war es kein Wunder, dass die Mediziner der zuständigen Ministerin Ulla Schmidt gestern auf dem Ärztetag in Magdeburg einen frostigen Empfang bereiteten.

Natürlich ist die Wahrheit unbequem: Soll die anstehende Gesundheitsreform ihren Namen verdienen, dann werden auch die Ärzte nicht ungeschoren davon kommen. Allein im Vorjahr sind die Arzneimittelausgaben um 17 Prozent gestiegen. Dieser Trend setzt sich ungebrochen fort. Mit gesundheitlichen Notwendigkeiten hat das weniger zu tun. Vielmehr hat die Pharma-Lobby ein perfektes System entwickelt, um Ärzte zur Verschreibung teurer Pillen und Salben zu animieren, deren Wirkung auch preisgünstiger zu haben ist. Am Ende schneiden sich die Ärzte ins eigene Fleisch. Schließlich sind die Beitragseinnahmen der Kassen begrenzt. Was für Arzneien unnötig verausgabt wird, könnte bei der ärztlichen Vergütung fehlen, deren Unzulänglichkeit die Mediziner lautstark beklagen. Ein weiteres Feld ist die ärztliche Überversorgung in Ballungsräumen, während dünn besiedelte Regionen einen Versorgungsnotstand ausrufen. Auch Arbeitnehmer müssen dorthin gehen, wo ihre Arbeitskraft gebraucht wird. Warum gilt dies nicht für Ärzte? Mit einer differenzierten Vergütungsstruktur, die auch Abstriche in überversorgten Gebieten einschließt, könnten die Kassenärztlichen Vereinigungen das Problem beheben. Doch dazu sehen sie sich offenbar außer Stande. nachrichten.red@volskfreund.de

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