Handwerk will den Meister retten

TRIER. (hw) Der Nachwuchs bleibt aus, und der EU ist der Meisterbrief des deutschen Handwerks ein Dorn im Auge: schlechte Zeiten für den "großen Befähigungsnachweis". Doch mit einer Kampagne soll neuer Schwung ins Handwerk kommen.

Rund 1,35 Millionen Euro investieren das Land Rheinland-Pfalz,die Handwerkskammern im Land und die Investitions- undStrukturbank (ISB) in den kommenden drei Jahren in dieImage-Kampagne: "Morgen Meister". Frisch und frech ist dieInitiative auf die Zielgruppe der 17 bis 25-Jährigen ausgelegt."Der Meisterbrief ist ein Gütesiegel für qualifiziertenUnternehmernachwuchs, hohes Ausbildungsengagement und hochwertigehandwerkliche Produkte", wirbt Triers HandwerkspräsidentHans-Josef Jänschke bei der Vorstellung. Die Probleme, die Kammer, ISB und Land nun als Verbündete in Sachen "Meisterbrief" zusammenschweißt, führt der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Trier, Hans-Hermann Kocks auf: So sei die Zahl der Teilnehmer an den Meistervorbereitungskursen seit Anfang der 90-er Jahre um 60 Prozent zurückgegangen. Seit 1980 sind die Lehrverhältnisse im regionalen Handwerk um 44 Prozent gefallen, und von 1998 bis 2002 gab es ein Minus von 18 Prozent. "Das demographische Problem schlägt auf das Handwerk durch. Denn 15 bis 20 Prozent der Gesellen legen später die Meisterprüfung ab", sagt Hans-Hermann Kocks. Nach Meinung der Hwk hat auch die unzureichende finanzielle Förderung negative Auswirkungen auf den Nachwuchs. Während ein Studium nichts koste, müsse ein Geselle für seinen Meisterbrief 4200 bis 6400 Euro zahlen. Ungemach droht zudem aus Brüssel. Denn den EU-Wettbewerbshütern gefällt nicht, dass in Deutschland Handwerker nur dann einen Betrieb führen dürfen, wenn sie einen Meisterbrief haben.

Die "Morgen Meister"-Kampagne ist der Versuch, dieser Entwicklung entgegen zu wirken. Sie will mehr Gesellen zur Meisterprüfung führen und die Bedeutung des Meisterbriefes als Qualifikationsmerkmal im Handwerk ins Blickfeld der Öffentlichkeit rücken. "Das Handwerk bietet außerordentliche Entwicklungsmöglichkeiten - vom Auszubildenden über den Gesellen zum Meister und schließlich zum selbstständigen Unternehmer", ist der Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium, Harald Glahn, von der Aktion überzeugt. "Die Förderung der Kampagne ist gut angelegtes Geld."

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