Hart dranbleiben!

Anderthalb Jahre liegen zwischen Unglück und Prozess. Das mag in der deutschen Rechtssprechung nichts Außergewöhnliches sein, für die betroffene Familie, die ihr Kind verloren hat, aber ist das eine schier endlose Zeit.

Dennoch stellt sich die Frage, weshalb es so lange bis zum Prozess gedauert hat. Schließlich hat es an Zeugen nicht gemangelt. Und die durchaus komplexe Frage um die technischen Details des Sicherungsmechanismus, für die Gutachter zu Rate gezogen werden müssen, steht nicht im Mittelpunkt des Verfahrens. Doch selbst, wenn dem Betreiberehepaar des Bungee-Katapults und ihren Angestellten eine Schuld am Tod der 14-jährigen Schülerin zugesprochen wird, ist die Angelegenheit noch lange nicht geklärt. Zwar bietet der Prozess für die betroffenen Familien - vor allem der des getöteten Mädchens, aber auch der des überlebenden Opfers und all derer, die das Unglück mitansehen mussten - eine Möglichkeit, die Erlebnisse zu verarbeiten. Doch grundsätzliche Fragen sind noch immer nicht geklärt: Wie konnte eine derart gefährliche Anlage mit einem Sicherheitssystem ausgerüstet werden, das sich letztlich auf den Faktor Mensch verlässt? Und vor allem: Wie konnte es dazu kommen, dass diese Anlage in einem Land wie Deutschland zugelassen wird, wo doch sonst alles doppelt und dreifach überprüft wird? Diejenigen, die da versagt haben, gilt es, zur Rechenschaft zu ziehen. Eine Verantwortung nachzuweisen dürfte zwar äußerst schwierig werden, denn wo ein Gutachten, da auch rasch ein Gegengutachten. Dennoch: Je hartnäckiger die Ermittler dran bleiben, desto engagierter wird die Branche daran arbeiten, dass so ein Unglück sich nicht wiederholt. Das allein schon müsste die Ermittler antreiben, die Akte nach dem Prozess nicht zu schließen. m.huebner@volksfreund.de

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