Harte Hausaufgaben für die Politiker

Berlin. Im Jahr 2005 lebten insgesamt 15,3 Millionen Ausländer und Deutsche mit Migrations-Hintergrund in Deutschland – etwa ein Fünftel der Bevölkerung. Das ist eine der Kernaussagen des "Mikrozensus 2005", der vom Statistischen Bundesamt in Berlin vorgestellt wurde.

In Westdeutschland liegt der Anteil der Migranten und deren Nachkommen mit 21,5 Prozent mehr als viermal so hoch wie in den neuen Bundesländern. Gliedert man die Menschen mit Migrations-Hintergrund weiter auf, so stellen die zugewanderten Ausländer mit 5,6 Millionen die größte Gruppe, gefolgt von den Eingebürgerten mit drei Millionen. Die drittgrößte Gruppe sind die Spätaussiedler mit 1,8 Millionen Menschen. Dazu Johann Hahlen, Präsident des Statistischen Bundesamtes: "Ohne die Menschen mit Migrations-Hintergrund wäre der Alterungsprozess der Bevölkerung in Deutschland noch weitaus ausgeprägten, als er es ohnehin ist." Bei den bis zu Sechsjährigen stellen Migrantenkinder heute einen Anteil von einem Drittel. Die Berechnungen belegen somit, dass die Schulen in den kommenden Jahren eine steigende Zahl von Zuwanderern unterrichten müssen. In Deutschland gibt es immer weniger traditionelle Familien, die klassischen Strukturen bröckeln. Lebten 1996 noch 13,2 Millionen Menschen in einem Familienverbund mit mindestens einem Kind zusammen, waren es 2005 nur noch 12,6 Millionen. Dramatisch ist die Entwicklung in Ostdeutschland, wo die Zahl der Familien um 16 Prozent auf über 2,5 Millionen zurückging, während im Westen nur ein Prozent Rückgang zu verzeichnen war. Mit der Zahl der Familien veränderte sich auch deren Struktur: Von den insgesamt 12,6 Millionen Familien in Deutschland waren 2005 rund 73 Prozent Ehepaare mit Kindern, 21 Prozent Alleinerziehende und sechs Prozent Lebensgemeinschaften mit minder- oder volljährigen Kindern. Damit nahm der Anteil der Alleinerziehenden und der nichtehelichen Lebensgemeinschaften weiter deutlich zu. Die Statistiker sehen in Ostdeutschland einen starken Trend zur Ein-Kind-Familie. Der Mikrozensus 2005 zeigt auch deutlich, dass die Deutschen immer dicker werden. Insgesamt 58 Prozent der Männer und 42 Prozent der Frauen tragen überflüssige Pfunde mit sich herum. Unter "starkem Übergewicht" litten 14 Prozent der männlichen und 13 Prozent der weiblichen Bevölkerung. Besonders Verheiratete und Ex-Raucher neigten zum Übergewicht. Im Jahr 2005 waren erwachsene Männer im Durchschnitt 1,78 Meter groß und 82,4 Kilogramm schwer. Frauen waren im Schnitt 1,65 Meter groß und brachten 67,5 Kilogramm auf die Waage. Damit haben die Männer seit 1999 im Schnitt 1,6 Kilogramm zugelegt, die Frauen "nur" 0,8 Kilo. Raucher werden im Durchschnitt jünger

Trotz der großer Kampagnen mit Warnungen vor den Gesundheitsgefahren durch Rauchen gaben 27 Prozent der Bevölkerung an, zu rauchen. Genau so viele wie 2003. Der Anteil der Raucher bei den Männern betrug 32 Prozent, die Raucherquote bei den Frauen liegt über Jahre konstant bei 22 Prozent. Besonders hoch lag die Raucherquote in der Altersgruppe der 20- bis 24-Jährigen. Ab dem Alter von 40 Jahren verringert sich der Anteil der regelmäßigen Raucher kontinuierlich. Der Mikrozensus, die größte jährliche Bevölkerungsbefragung in Europa, schreibt praktisch die Ergebnisse der Volkszählung von 1987 fort. Ein Prozent der Bevölkerung nimmt daran teil, ausgewählt nach dem Zufallsprinzip. Die Daten des Mikrozensus betreffen im Kern die soziale und wirtschaftliche Lage der Bevölkerung, den Arbeitsmarkt, die Erwerbstätigkeit und die Ausbildung. Die Umfrageergebnisse sind für Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Öffentlichkeit von großer Bedeutung, etwa in der Gesundheits- oder der Rentenpolitik.

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