Harte Kritik an Trierer Bischof Marx

TRIER. (mic/sey) Bischof Reinhard Marx greift durch: Er hat den Saarbrücker Theologen Gotthold Hasenhüttl vom Priesteramt suspendiert, weil dieser die Kommunion an evangelische Christen verteilt hatte. Scharfe Kritik an der Entscheidung des Trierer Bischofs übt der Tübinger Kirchen-Rebell Hans Küng im TV -Interview.

Es kam wie erwartet: Bischof Reinhard Marx hat Gotthold Hasenhüttl gestern vom Priesteramt suspendiert. Hasenhüttl hatte am 29. Mai am Rande des ökumenischen Kirchentages einen Gottesdienst zelebriert, bei dem der "Leib Christi" auch an evangelische Christen verteilt wurde (der TV berichtete). Das ist nach dem Kirchenrecht verboten. Außerdem hatte Hasenhüttl unerlaubterweise das Hochgebet geändert und den Papst darin nicht ausdrücklich erwähnt - dafür aber "Bischöfe und Bischöfinnen". Vor zahlreichen Pressevertretern rechtfertigte Marx die Suspendierung des 69-jährigen Theologen mit seiner bischöflichen Pflicht, für die Einheit der katholischen Kirche Sorge zu tragen: "Ich habe die Verantwortung, dort einzuschreiten, wo offensichtlich und demonstrativ die Ordnung der Kirche verletzt wird." Marx unterstrich, er sei nach wie vor überzeugt von der Notwendigkeit der Ökumene, der Hasenhüttl geschadet habe. Der Bischof sagte, er werde Hasenhüttl auch die kirchliche Lehr-Erlaubnis entziehen. Hasenhüttl kündigte an, beim Vatikan Beschwerde einzulegen. Bis darüber entschieden ist, wird die Suspendierung nicht wirksam. Mit der Entscheidung habe er gerechnet, sei aber gleichwohl enttäuscht über die Machtdemonstration der Kirche, sagte Hasenhüttl dem TV . Hasenhüttl ist der zweite Geistliche, der nach dem Berliner Kirchentag wegen eines verbotenen Gottesdienstes bestraft wird. Zuvor war schon der Pfarrer Bernhard Kroll aus der Diözese Eichstätt suspendiert worden. "Wir sind Kirche" und die "Initiative Kirche von unten" solidarisierten sich mit Hasenhüttl. Die Suspendierung sei "völlig überzogen". Auch im Bistum Trier regt sich Widerstand: Die kirchenkritische Zeitschrift "Imprimatur", der auch mehrere Priester und Theologen angehören, will in einem offenen Brief an Bischof Marx gegen dessen Entscheidung protestieren. Der Tübinger Theologe Hans Küng (75) forderte in einem Interview mit dem TV alle Priester im Bistum Trier zum Widerstand gegen die Suspendierung Hasenhüttls auf. Der Priester habe nichts Strafwürdiges getan. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) stärkt dagegen Bischof Marx den Rücken. "Wir bedauern, dass Hasenhüttl durch Dialogverweigerung den Konflikt dramatisiert hat", sagte ZdK-Präsident Meyer.

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