Hören wir Ihnen zu!

Der Holocaust war in der Geschichte der Menschheit in Dimension und Ungeheuerlichkeit ein einmaliges Verbrechen. Verantwortlich dafür: Hunderttausende, wenn nicht Millionen Deutsche. Auch der Zweite Weltkrieg mit weit über 50 Millionen Toten geht auf dieses Konto.

Das ist die bittere, aber feststehende geschichtliche Wahrheit. Daran gibt es nichts zu interpretieren, kleinzureden, zu entschuldigen oder gar aufzurechnen. Das war so, und damit werden wir leben müssen. Genauso wahr aber ist, dass jeder Krieg - und sei er auch noch so gerechtfertigt wie der Krieg gegen die Nazi-Barbarei - die Gefahr birgt, aus dem Ruder zu laufen. Auch das ist Teil der Geschichte des Zweiten Weltkriegs. Die Bombardierung Dresdens durch die Alliierten war militärisch unsinnig und menschlich eine abscheuliche Tat. Gleiches gilt für die Versenkung des Flüchtlingsschiffes Wilhelm Gustloff. Diese Ereignisse stehen in den Geschichtsbüchern. Doch daneben gibt es eben auch unzählige Menschen in unserer Region, die unter den Grausamkeiten des Krieges entsetzlich zu leiden hatten. Die Kommunionkinder von Platten bei Wittlich etwa, die Hitler nicht gewählt hatten und doch den Tod fanden, als eine Bombe ihre Kirche traf. Die ungezählten Zivilisten, die ganz gezielt aus Tieffliegern auf freiem Feld auf der Flucht erschossen wurden, waren in ihrer überwältigenden Mehrheit Opfer und keine Täter. Viele haben diesen Irrsinn gottlob überlebt. Sie reden, sie schreiben darüber. Sie tun das ohne Hass, ohne Schuldvorwürfe, aber natürlich auch ohne Distanz. Denn sie erzählen sehr persönliche Geschichten aus dem schrecklichsten Kapitel ihres Lebens. Wir, die wir diesen Weltkrieg nur aus Geschichtsbüchern und Filmen kennen, sollten ihnen genau zuhören. Denn sie berichten auch davon, dass nachfolgende Generationen aus diesen Katastrophen lernen können und lernen müssen. Hören wir ihnen also zu, den Überlebenden aus Auschwitz, Bergen Belsen, Ravensbrück oder Hinzert. Und auch denen aus Platten, Sellerich, Echternach und St. Vith. Den Zeitzeugen, die uns in manchmal knappen Worten so viel zu sagen haben. Denn sie erzählen auch von Hoffnung, Vergebung und Neubeginn. d.schwickerath@volksfreund.de

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