Hoffnung?!

Die Situation ist verworren, der Ausgang des schiitischen Marsches auf Nadschaf ungewiss. Und doch gibt es erstmals seit Monaten einen Funken Hoffnung darauf, dass der Zenit der Gewalt nach diesem mutigen Schritt des Großajatollahs Ali el Sistani überschritten ist.

Hoffnung darauf, dass die oberste religiöse Autorität das schafft, was amerikanische Waffen bisher nicht vermocht haben. Den Konflikt mit dem Hassprediger Muktadr el Sadr zu entschärfen, die schiitische Bevölkerungsmehrheit zu besänftigen, sie für den Friedensprozess zu gewinnen, statt immer mehr Menschen an moslemische Extremisten zu verlieren. Große Hoffnungen verbinden sich in aller Welt deshalb mit diesem Schritt, der viele an den Marsch von Mahatma Gandhi gegen die englische Besatzung erinnert. Hat Sistani Erfolg, gibt es Chancen auf ruhigere Zeiten, auf Demokratisierung und die ersten freien Wahlen seit Menschengedenken. Scheitert der Ajatollah, steht auch die Weltmacht endgültig vor einem Scherbenhaufen ihrer Kanonenbootpolitik. Das hatte sich der hemdsärmelige Texaner im Weißen Haus sicher ganz anders vorgestellt. George Bush, der sonst gerne den Eindruck erweckt, als ließen sich mit amerikanischen Waffen und Soldaten alle Probleme dieser Welt lösen, muss in den nächsten Tagen auf das Verhandlungsgeschick eines irakischen Geistlichen vertrauen. Bitter für Bush, aber möglicherweise im positiven Sinne richtungsweisend für den Irak. Nicht nur der US-Präsident sollte Ali el Sistani Glück wünschen. d.schwickerath@volksfreund.de

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