Hollande beschwört den Geist der Republik

Paris · In einer als wegweisend deklarierten Rede hat der französische Präsident Hollande am Mittwoch vier Widerstandskämpfer geehrt, die ins Panthéon aufgenommen wurden. Darunter sind auch zwei Frauen, die bisher im Pariser Ruhmestempel unterrepräsentiert waren.

 Das Panthéon in Paris wird die letzte, ehrenhafte Ruhestätte für vier Widerstandskämpfer. Foto: dpa

Das Panthéon in Paris wird die letzte, ehrenhafte Ruhestätte für vier Widerstandskämpfer. Foto: dpa

Foto: ARRAY(0x36826708)

Paris. Es ist der Geist des 11. Januar, den François Hollande heraufbeschwört. Der Geist jenes Tages also, an dem rund vier Millionen Franzosen nach der islamistischen Anschlagserie für die Werte der Republik auf die Straße gingen. Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit sind auch die Werte, die der Präsident den vier Widerstandskämpfern zuspricht, die am Mittwoch feierlich ins Pariser Panthéon überführt wurden. "Vier Menschen, die der Republik ein Gesicht geben, weil sie ihre Werte verkörpern", sagte Hollande in seiner Ansprache.
Er hatte die vier Mitglieder der Résistance selbst ausgesucht, denen die hohe Ehre zuteil wurde. "Sie symbolisieren Beständigkeit, Engagement und Mut", begründete der Sozialist seine Entscheidung. Werte, die auch heute noch gelten.
"Jeder Generation kommt die Pflicht zur Wachsamkeit und zum Widerstand zu", schlug der Staatschef selbst die Brücke zur Gegenwart. Denn: 70 Jahre nach Kriegsende kämen "Hass auf Juden und die Demokratie" zurück. Eine Anspielung auf die Anschläge auf das Satiremagazin Charlie Hebdo und einen jüdischen Lebensmittelladen mit 17 Toten. Doch der französische Staatschef erwähnte schnell den 11. Januar, als die Franzosen für Meinungsfreiheit demonstrierten. "Die Franzosen des 11. Januar haben keine Angst, die Freiheit zu verteidigen."Zur Stärkung des Nationalstolzes


Auch Hollande selbst stellt sich in die Tradition des "republikanischen Marsches", der ihm nach Jahren im Umfragetief eine neue Statur gab. Für ihn war es deshalb wichtig, mit seiner 45-minütigen Rede an jene Tage im Januar anzuknüpfen, als die Franzosen sich gegen die Gewalt zusammenfanden. Als eine der bedeutendsten Ansprachen seiner Amtszeit hatten seine Mitarbeiter die Rede angekündigt.
Der Sozialist, der 2017 eine neue Präsidentschaftskandidatur anstreben könnte, verkniff es sich darum nicht, seine eigenen Reformen anzusprechen. Er streifte auch die Probleme, die er bis zum Ende seiner Amtszeit noch anpacken will, beispielsweise den Klimawandel.
Die Zeremonie schien dazu zu dienen, den Stolz einer Nation zu stärken, die angesichts von Rekordarbeitslosigkeit und schwachen Wirtschaftsdaten ihr Selbstvertrauen verloren hat. "Frankreich kommt von weither, trägt weit und muss weitsichtig sein", erinnerte der Staatschef. Der Rahmen war gut gewählt, denn eine "Panthéonisation" ist selten in Frankreich.
2002 war mit dem Schriftsteller Alexandre Dumas zuletzt ein verdienter Franzose in den Ruhmestempel eingezogen. 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs fiel Hollandes Entscheidung nun auf vier Widerstandskämpfer.
Bewusst holte er zwei Frauen in die nationale Gedenkstätte, in der bisher unter den 73 verdienten Franzosen nur zwei Frauen liegen. Mit der Ethnologin Germaine Tillion und Geneviève de Gaulle-Anthonioz, der Nichte von Präsident Charles de Gaulle, kommen nun zwei weitere dazu. Neben den beiden Frauen, die das KZ Ravensbrück überlebten, zogen der Journalist Pierre Brossolette und der Bildungsminister Jean Zay, die im Widerstand starben, in den Ruhmestempel ein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort