Hunde, die bellen...

Keine Nation hat Nordkorea schärfer vor einem Atomtest gewarnt als die USA. Man werde kein nuklear bewaffnetes Nordkorea akzeptieren und "einem solch schlimmen Fehler" entschieden entgegentreten, so Staatsekretär Christopher Hill.

Washington weiß bei seinen Drohungen gegenüber dem stalinistischen Regime in Pjöngjang, dass diesmal mit China auch der wichtigste Handelspartner Nordkoreas einen derartigen Test ablehnt. Doch was, wenn Kil Jong Il tatsächlich die grüne Taste für einen Nukleartest drückt? Dass Nordkorea das atomare Know-how für Versuche besitzt, daran zweifeln Experten mittlerweile kaum noch: Das angereicherte Plutonium soll bereits für mehrere Bomben ausreichen. Legt man die harschen Worte aus Washington auf die Goldwaage - was gewiss bei einem Atomtest auch das Regime in Teheran tun wird - so müsste eigentlich der US-Präsident die Bomberflotte starten lassen. Denn dass weitere Sanktionen des Westens ein bereits isoliertes Nordkorea nachhaltig beeindrucken würden, ist fraglich. Lediglich China scheint hier Handlungsspielraum zu besitzen. Zudem fehlt im UN-Sicherheitsrat derzeit einmal mehr die Einigkeit für Strafen, die - wie ein Stopp von Treibstofflieferungen - wirklich weh tun würden. Doch an der Eröffnung einer weiteren Front kann Bush angesichts der Probleme im Irak und in Afghanistan auch nicht gelegen sein. Das scheint das Kalkül der Stalinisten in Pjöngjang zu sein, denen es einmal mehr gelungen ist, sich mit Ankündigungen in den Mittelpunkt des Weltinteresses zu stellen. Im Moment erscheinen deshalb Nordkorea und die USA wie zwei Boxer, die lange vor einem Kampf heftig die Muskeln spielen lassen - wobei es sich in einem andern Bild auch um zwei Hunde handeln könnte, die bellen, aber eigentlich nicht beißen wollen. nachrichten.red@volksfreund.de

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