"Ich fühle mich von den Parteien nicht mehr verstanden"

TRIER/BITBURG/WITTLICH. Die "Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit" (WASG) baut auch in der Region Trier ein Netzwerk auf. Der Verein will etablierten Parteien symbolisch Feuer unterm Dach machen.

"Eine andere Politik ist möglich!" Mit diesem Slogan will die Wahlalternative den Protest gegen die Agenda 2010 und Hartz IV bündeln und in konstruktive Vorschläge umwandeln. "Viele warten ab, um sich hinten dran zu hängen", sagt Ute Sorembe aus Trier, Mitglied im kommissarischen Landesvorstand. "Wir sind im Aufbau und müssen erst einmal bekannt werden." Etwa 60 Interessierte hat Sorembe als Ansprechpartnerin für die Region Trier bisher in ihrem Verteiler. Nach Trier, Konz/Saarburg und Wittlich entsteht auch im Kreis Bitburg-Prüm eine WASG-Gruppe. "Ich fühle mich von den großen Parteien nicht mehr verstanden", beschreibt Initiator Peter Hau aus Bitburg seine Motivation. Der am 3. Juli in Berlin gegründete Verein mit Sitz in Fürth hat bereits mehr als 4000 Mitglieder. Hauptzweck ist laut Satzung die Suche nach einer "Alternative zur herrschenden neoliberalen Wirtschafts- und Sozialpolitik". Die Option einer Parteigründung und Beteiligung an Wahlen ist ausdrücklich vorgesehen. Fernziel: der Einzug in den Bundestag 2006. An der Spitze des Vereins steht ein vierköpfiger geschäftsführender Bundesvorstand. Mit Info-Ständen, Vorträgen und konkreter Hilfestellung zum Beispiel bei Harz-IV-Anträgen will der Verein sich einen Namen bei den Bürgern machen.Von der SPD-Spitze kritisch beäugt

Konkrete Forderungen sollen nach einer möglichen Parteigründung Anfang 2005 basisdemokratisch erarbeitet werden. Die Stoßrichtung ist jedoch klar: Der Verein kämpft gegen den Abbau von Sozialleistungen, gegen Praxisgebühren und erhöhte Zuzahlungen, gegen Rentenkürzungen und Studiengebühren. Angestrebt werden Arbeitszeitverkürzung, Bürgerversicherung, Wiedereinführung der Vermögenssteuer und eine stärkere Besteuerung großer Unternehmen. Politisch ist die WASG also eher dem linken Spektrum zuzuordnen, bezeichnet sich aber selbst nicht als links. "Wir sind offen für jeden und wollen alle Wählerschichten ansprechen", sagt Sorembe. Unter den Aktiven sind viele frühere SPD-Mitglieder, die soziale Grundwerte ihrer ehemaligen Partei durch die aktuelle Regierungspolitik verraten sehen. "Ich war elf Jahre SPD-Mitglied. Nach der Regierungserklärung zur Agenda 2010 bin ich ausgetreten", berichtet Bernhard Hilgers, der in Wittlich eine Gruppe aufbaut. Vor diesem Hintergrund wird die WASG bei der SPD-Spitze intern besonders kritisch beäugt. Nach außen geben sich die etablierten Parteien jedoch gelassen: Wegen der Mängel bei Organisationsgrad und Einigkeit stelle die WASG keine Konkurrenz dar.

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