Im Dilemma vereint

Wie weicht man politischen Kontroversen und unangenehmen Fragen aus? Tony Blair und George W. Bush, beide innenpolitisch unter erheblichen Druck geraten, haben dies bei ihrem Treffen in Washington beantwortet: Man versucht, die Debatte auf eine moralische Ebene zu heben - weit weg von lästigen Schlagzeilen um gefälschte Uran-Bestellungen oder um Versuche, wenig zuverlässigen Geheimdiensterkenntnisse aus politischem Kalkül den Rang von unbestreitbaren Fakten zu geben.

Was nun gelten soll, ist allein die Devise: Unsere Welt ist besser geworden, weil Saddam nicht mehr an der Macht ist. Doch kann so eine Flucht nach vorn gelingen? Wohl kaum. Der britische Premier, den Applaus der amerikanischen Parlamentarier als Treue-Belohnung noch im Ohr, sieht sich nun mit dem plötzlichen Tod von Regierungsberater und Ex-Waffeninspekteur David Kelly konfrontiert. Unterm Strich muss für Bush und seinen engsten Alliierten Blair das Fazit bleiben: Trotz markiger Worte zur Verteidigung des Angriffsbefehls und eines optischen Schulterschlusses werden sich die Kritiker und jene, die den beiden die Begründung für den Präventivkrieg zunächst abgenommen haben, nicht mit dem nun so beliebten Verweis auf den humanitärenAspekt der Ablösung Saddamsruhigstellen lassen. nachrichten.red@volksfreund.de

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