Im Fadenkreuz der Taliban

In immer kürzeren Abständen werden Deutsche in Afghanistan zur Zielscheibe von Terroristen und anderen Kriminellen. Erst im Mai mussten drei Bundeswehrsoldaten in Kunduz das deutsche Engagement für Frieden und Wiederaufbau mit ihrem Leben bezahlen.

Einen Monat später entkam ein Konvoi von Diplomaten nur mit Glück einem gezielten Raketenbeschuss. Und nun also die Entführung zweier Aufbauhelfer, bei der ein Bauingenieur bereits den Tod fand.Am Ende tut es wenig zur Sache, ob die Taliban direkt für sein tragisches Schicksal verantwortlich sind oder nur Trittbrettfahrer in einem zynischen Verwirrspiel. Offenkundig folgt das ganze Szenario einem grausamen Drehbuch. Die Taliban wollen zwar wieder die politische Steinzeit in Afghanistan einführen, aber so weltfremd sind sie nicht, dass sie ignorieren, was ringsherum in der Welt passiert. Im Herbst wird im Bundestag darüber entschieden, ob die Bundeswehr ihre Mission in Afghanistan fortsetzen soll. Es ist zu befürchten, dass die Anschläge noch zunehmen, um Deutschland aus der internationalen Militär-Allianz am Hindukusch herauszubrechen und am Ende das gesamte Unternehmen zu Fall zu bringen.

Für die Linkspartei steht das Urteil jetzt schon fest: Sie würde den Terroristen diesen Gefallen vorbehaltlos tun. Das ist populär, denn die Mehrheit der Bundesbürger denkt genauso. Trotzdem würde es sich die Politik damit zu einfach machen. Denn was ist die Alternative? Ein zerrissenes Land, in dem der Terrorismus ungestört zu neuen Taten auf die westliche Zivilisation rüsten kann. So einen Triumph haben die Verantwortlichen für den jüngsten Tod eines deutschen Aufbauhelfers wahrlich nicht verdient.

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