Im Gespräch2

Im ersten Moment überkommt einen schon ein etwas merkwürdiges Gefühl, wenn man erfährt, dass ein Journalisten-Kollege aus dem eigenen Umfeld überraschend auf die andere Seite des Tisches wechselt: in die Politik.

Aus dem distanzierten Mit-Beobachter des Politik-Betriebes ist mit einem Mal ein Akteur geworden, den man nun selbst kritisch in den Focus nehmen muss. Auf Michael Naumann, den früheren Chefredakteur und späteren Herausgeber der Wochenzeitung "Die Zeit" (gehört wie der Trierische Volksfreund zur Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck) trifft genau das zu, seit am vergangenen Mittwoch bekannt wurde, dass er als Spitzenkandidat für die SPD 2008 bei der Bürgerschaftswahl in Hamburg antreten wird. Für Naumann ist es übrigens bereits der zweite Ausflug in die Politik. Unter Gerhard Schröder war er zwei Jahre lang Kulturstaatsminister im Kanzleramt gewesen. Im Vergleich zu dem, was ihm nun bevorsteht, war das allerdings wohl eher eine Sommerfrische. Michael Naumann kennt also die Metapher, wonach, wer Hitze nicht verträgt, nicht in die Küche gehen sollte. Und er kennt seine Berufskollegen gut genug, um genau zu wissen, dass die ihn nicht schonen und die nächsten langen Monate bis zur Wahl für ihn mithin noch sehr heiß werden. Persönlich kann man dem Ex-Kollegen viel Glück wünschen, nicht jedoch dem Wahlkämpfer. Das verbietet sich von Berufs wegen für Journalisten, nicht nur weil es "politisch unkorrekt" wäre. Aber auch das weiß Michael Naumann natürlich. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende Ihr Walter W. Weber Chefredakteur

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort