Im Gespräch

In der Politik greift immer öfter ein verhängnisvoller Mechanismus: Man haut die Medien in die Pfanne, um dadurch eigenes Verhalten für die Augen der Öffentlichkeit zu vernebeln. Nein, hier geht es nicht um den Kanzler und sein Privatleben, das in jüngster Zeit so viele Schlagzeilen machte und uns nicht zu interessieren hat.

Es geht um die Einmischung der Kanzler-Gattin Doris Schröder-Köpf in die Politik. Darüber hatte auch der Trierische Volksfreund am 25. November des vergangenen Jahres auf Seite 3 berichtet. In dem von der Deutschen Presse-Agentur übernommenen Bericht ging es unter anderem auch um die heftige Kritik, der sich die Bundesregierung in den ersten Wochen nach der Bundestagswahl auf Grund bestimmter Koalitionsvereinbarungen ausgesetzt sah. In dem Bericht wurden Äußerungen der Kanzler-Gattin aus einem Fernseh-Interview wörtlich zitiert. So bezeichnete sie die Kritik an der Regierungslinie als "Hetze" und meinte: "Meine Sorge ist, dass die verbale Hetze irgendwann in körperliche Angriffe mündet." Und weiter: "Das ist attac von rechts." Zur Erklärung: attac ist der Name jener globalisierungskritischen Bewegung, die sich inzwischen weltweit formiert hat und deren Windschatten Chaoten mehrfach dazu ausgenutzt hatten, friedliche Demonstrationen in Gewaltaktionen umzufunktionieren. Über diesen Vergleich mit attac ("fehl am Platze") ärgerte sich TV -Leser Hans Jörg K. aus Wittlich und schrieb das auch der Kanzler-Gattin. Woraufhin er mit Datum vom 19. Dezember 2002 vom Büro des SPD-Vorsitzenden Gerhard Schröder folgende Antwort erhielt: "Frau Schröder-Köpf hat Ihren Brief gelesen und mich gebeten, Ihnen zu antworten. Die Gleichsetzung von Randalierern und attac erfolgte durch die von Ihnen zitierte Zeitung. Sie vermischen ein Zitat von Frau Schröder-Köpf mit einer Wertung des Autors. Mit freundlichen Grüßen". Für Hans Jörg K. ist damit eines deutlich geworden, wie er mir jetzt in einem Brief schrieb: "Die Zeilen im Brief bestätigen mir, dass Politiker (und Angehörige) nach einem Lapsus die Schuld immer bei den Journalisten, in diesem Fall bei Ihrer Zeitung, suchen, anstatt zu ihren Fehlern zu stehen." Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende Ihr Walter W. WeberChefredakteur

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