Im Gespräch

Noch vor einem Jahr hätten sich darüber viele Medienmacher der Republik heftig empört und damit die Öffentlichkeit vermutlich in helle Aufregung versetzt: Ein Minister der Bundesregierung sucht europaweit mit Auschreibung im Europäischen Amtsblatt für ein Jahresgehalt von bis zu 160 000 Euro einen Image-Berater.

Dessen Aufgabe soll es sein, darauf zu achten, dass der Minister "mit den richtigen Themen und der richtigen Sprache am Markt ist". Denn ein Politiker müsse schließlich "ein Markenartikel" sein. Als Bundesfinanzminister Peer Steinbrück das jetzt kürzlich tat, blieb das Medienecho darauf merkwürdig verhalten. Sicher, berichtet wurde darüber fast überall. Doch eher mit einem milden Lächeln. Von Empörung jedenfalls keine Spur. So haben sich die Zeiten und die Stimmungslage in den Medien inzwischen geändert, seit in Berlin eine große Koalition regiert. Man nimmt die Dinge gelassen. Kritisch anzumerken bleibt gleichwohl: Von Politikern wird handwerklich saubere Politik erwartet und nicht, dass sie sich als "Markenartikel" à la "Meister Proper" verstehen. Und gute Politik sollte man zwar auch der Öffentlichkeit gut - also verständlich - verkaufen. Aber dazu benötigt man eigentlich nur einen Pressesprecher, der sein Handwerk versteht. Den Rest erledigen dann schon die Medien. Und der Steuerzahler hätte die 160 000 Image-Euro gespart. Ein schönes Wochenende Ihr Walter W. Weber Chefredakteur

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