Im Gespräch

Wen immer es auch sonst aus Politik und Show-Geschäft in die Medien drängt, auf die Fernseh-Bildschirme oder in die Schlagzeilen, keiner hatte in der vergangenen Woche eine Chance gegen Rudi Völler. Mit seinem wilden Rundumschlag gegen Journalisten und Fußball-Experten war er das Medienereignis schlechthin. Dabei hatten diese nur gesagt, was Millionen an den Bildschirmen gesehen und ebenfalls gedacht hatten: dass Deutschlands Nationalmannschaft gegen Island grottenschlecht war. Und dann hatten wir alle ein Aha-Erlebnis. Oder sollte es Sie, liebe Leserin, lieber Leser, etwa nicht verwundert haben, dass ausgerechnet Politiker, an der Spitze der Bundeskanzler, Völlers Medienschelte begeistert zustimmten? Doch Spaß beiseite. Auch viele Politiker finden Journalisten und Medien nur so lange erträglich, so lange sie positiv über sie berichten oder sich instrumentalisieren lassen. Und in dieser Hinsicht gibt es eine ganz große Koalition. Dazu nur ein Beispiel aus der Vergangenheit: Als Oskar Lafontaine (damals noch saarländischer Ministerpräsident) die Medien durch ein neues Pressegesetz disziplinieren wollte, weil er sich über ihre kritische Berichterstattung immer wieder geärgert hatte, meinte der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl anerkennend zu ihm: Recht so! Doch was Politiiker oder Fußballer von den Medien halten, ist eigentlich gar nicht so wichtig. Denn wir machen die Zeitung ja nicht für diese, sondern für die Wähler und Fußball-Zuschauer, also für Sie, liebe Leserin, lieber Leser. Ein schönes Wochenende Ihr Walter W. Weber Chefredakteur

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