Im Gespräch

Wie die Zeiten sich doch ändern. 1977 wüteten in Deutschland die Terroristen der so genannten "Roten Armee Fraktion". Sie ermordeten u. a. Arbeitgeberpräsident Hanns-Martin Schleyer, Generalbundesanwalt Siegfried Buback und Dresdner Bank-Chef Jürgen Ponto und ließen durch ihre arabischen Terror-Partner das Lufthansa-Flugzeug Landshut nach Mogadischu in Somalia entführen.

Als Schleyer am 19. Oktober 1977 im Kofferraum eines Autos in Mühlhausen im Elsass erschossen aufgefunden wurde (man hatte ihn am 5. September in Köln entführt), bezeichnete einer meiner Redaktionskollegen die Mörder und Verursacher dieser tödlichen Blutspur in einem Kommentar als "Bestien". Worüber sich nur ein einziger Leser, allerdings ein prominenter, empörte: Bernhard Stein, der damalige Bischof von Trier. Seine Begründung: Auch diese terroristischen Mörder seien Menschen und mithin sei eine solche Bezeichnung nicht statthaft. Ich muss gestehen, dass mir und meinen Kollegen schon damals für eine solche Argumentation das Verständnis fehlte angesichts der unmenschlichen und Menschen verachtenden Verhaltensweise der Terroristen. Inzwischen hat der Terror weltweit früher unvorstellbare Dimensionen angenommen - die Ereignisse am unvergesslichen 11. September 2001 in New York, die Anschläge von Madrid und London oder die von Selbstmord-Attentätern gleich serienweise angerichteten Massaker sind dafür nur die markantesten Beispiele. Wer wollte sich heute wohl noch darüber empören, wenn man die Täter, denen ganz offensichtlich jegliches menschliche Empfinden fehlt, als Bestien bezeichnen würde? Bis zum nächsten Mal Ihr Walter W. Weber Chefredakteur

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