Im Gespräch

Vier Wochen vor der letzten Bundestagswahl hatte Angela Merkel der Öffentlichkeit den früheren Verfassungsrichter Professor Paul Kirchhof als ihren Kandidaten für das Amt des Bundesfinanzministers präsentiert.

Wenige Tage nach der Wahl warf Kirchhof, der für ein einfacheres und gerechteres Steuerrecht geworben hatte und deswegen heftigen Angriffen des politischen Gegners ausgesetzt war, das Handtuch. Am Mittwoch war in der FAZ der bemerkenswerte Erfahrungsbericht über seinen kurzen Ausflug in die Politik zu lesen. Im Kern befasste er sich darin mit der Frage, wie man in Zukunft Politiker besser vor Diffamierungen schützen könnte. Interessant war in diesem Zusammenhang seine Schilderung einer Begegnung mit einem Abgeordneten der politischen Gegenseite, der ihm bei einer gemeinsamen Fahrt im Fahrstuhl vorhielt, sein (Kirchhofs) bürgerlicher Lebensstil provoziere. Und der auf dessen Nachfrage, was dieser denn mit "bürgerlich" überhaupt meine, antwortete: "40 Jahre Wissenschaft, 37 Jahre dieselbe Ehe und Familie, von Kindheit an naturverbunden, das provoziert." Worauf Kirchhof - wie ich finde, brillant - konterte: "Diese Provokation muss sein." Liebe Leserin, lieber Leser, ich glaube, es lohnt sich, darüber einmal etwas gründlicher nachzudenken. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende. Ihr Walter W. Weber Chefredakteur

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