Im Gespräch

Unsere Kollegen von der "Wirtschaftswoche" haben vor einigen Tagen ein heißes Thema angepackt, das anschließend von zahlreichen Zeitungen aufgegriffen wurde: die zwei Gesichter der Gewerkschaften. Auf der einen Seite attackieren sie Politik und Wirtschaft, denen sie Sozialabbau vorwerfen. Auf der anderen Seite gebärden sie selbst sich jedoch gegenüber ihren 11 000 Angestellten als knallharte Arbeitgeber. So tönt IG-Metall-Chef Jürgen Peters, die "einfallslose Politik des Personalabbaus" müsse gestoppt werden. In seiner eigenen Gewerkschaft sollen jetzt 100 von 600 Arbeitsplätzen abgebaut werden. Die Gewerkschaft Verdi will sogar 750 Stellen streichen. Der DGB-Vorsitzende Michael Sommer meint vollmundig: "Betriebe, die nicht ausbilden, sind Trittbrettfahrer am Arbeitsmarkt." Doch während im bundesweiten Durchschnitt rund 4,3 Prozent aller Beschäftigten Lehrlinge sind, liegt die Ausbildungsquote bei den Gewerkschaften gerade einmal bei jämmerlichen 0,8 Prozent. Und Verdi-Chef Frank Bsirske schließlich reibt den Arbeitgebern die Erkenntnis unter die Nase: "Lohnerhöhungen führen zu mehr Wachstum und Beschäftigung." Seine eigene Gewerkschaft ist gegenüber ihren Angestellten derweil einer der knausrigsten Arbeitgeber Deutschlands. Anspruch und Wirklichkeit - bei Deutschlands Gewerkschaften liegen dazwischen Welten. Und in der Kluft dazwischen verschwindet ihre Glaubwürdigkeit. Trotzdem wünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende. Ihr Walter W. WeberChefredakteur

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