Im Gespräch

Dass die Politik der Bundesregierung zu schlecht verkauft werde - dieses Klagelied der Regierenden und ihrer Parteifreunde im Lande ist ein Jahrzehnte alter Gassenhauer. Konrad Adenauer, der erste Kanzler, verschliss in den ersten sieben Jahren seiner Amtszeit zwischen 1949 und 1956 allein sechs Regierungssprecher.

Aber das waren ja auch Lehr- und Lernjahre in Sachen Demokratie. Bei Helmut Kohl hieß es in den 16 Jahren seiner Kanzlerschaft zwischen 1982 und 1998 seitens seiner Parteifreunde stets: Was nutzt die beste Politik, wenn sie so schlecht an den kleinen Mann auf der Straße vermittelt wird? Kohl kam auf insgesamt sieben "Politik-Verkäufer" - deutscher Rekord! Gerhard Schröder hat mit Bela Anda seit 1998 zwar erst den zweiten Regierungssprecher, doch das alte Lied schallt in diesen Tagen der Montags-Demonstrationen wg. Hartz IV wieder einmal besonders laut und klagend. Dabei wäre alles eigentlich ganz einfach: Man bricht Reformen nicht einfach übers Knie und überrumpelt das Volk dann mit den Folgen. Sondern man legt dem Parlament, also dem Bundestag, als Regierung handwerklich saubere Vorschläge vor, diskutiert diese dort, wie im Grundgesetz vorgesehen, und nicht in Talkshows, informiert die Öffentlichkeit ausführlich und in allgemein verständlicher Form über die zu erwartenden Konsequenzen, beschließt sie als Gesetz und setzt dieses dann um. Nicht zu vergessen: Man gibt solchen Dingen keine Monsternamen wie Agenda 2010 oder Hartz I bis IV - mit denen kein Mensch etwas anfangen kann, sondern Klartext-Titel, womit sich auch etwas Konkretes verbinden lässt. Eigentlich ist das doch nichts anderes als das kleine ABC der Politik, liebe Leserin, lieber Leser. Oder? Bis zum nächsten Mal Ihr Walter W. WeberChefredakteur

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