"Im Nachhinein ist man immer schlauer"

Drei Wochen nachdem der als vermisst gemeldete Student Maxim Beck wieder aufgetaucht ist, hat die Trierer Staatsanwaltschaft die Ermittlungen wegen einer angeblichen Entführung eingestellt.

Trier. (wie) Maxim Beck schweigt. Unser Redakteur Bernd Wientjes sprach mit dem Leitenden Oberstaatsanwalt Jürgen Brauer über den Fall.

Herr Brauer, der Bruder von Maxim Beck wirft den Ermittlern vor, nicht ernsthaft nach dem Vermisten gesucht zu haben.

Brauer: Das ist ein völlig haltloser Vorwurf. Wir haben alle Hebel in Bewegung gesetzt, um Maxim Beck zu finden. Der Einzige, der uns nun weiterhelfen kann, ist er selbst - doch er schweigt.

Warum wurden die Ermittlungen eingestellt?

Brauer: Es gibt keinen hinreichenden Tatverdacht auf eine Entführung des Studenten. Bei den Ermittlungen haben sich keinerlei Anhaltspunkte dafür ergeben.

Wie hat sich Herr Beck bei der Vernehmung verhalten?

Brauer: Er hat einen sehr aufgeweckten Eindruck gemacht.

War er alleine?

Brauer: Ja. Während der Vernehmung hat er einmal mit seinem Anwalt telefoniert.

Wie bewerten Sie den Fall?

Brauer:
Im Nachhinein ist man immer schlauer. Aber was hätten wir tun sollen? Es lag eine Vermisstenanzeige vor. Maxim Beck war spurlos verschwunden und wir mussten davon ausgehen, dass er Opfer einer Straftat geworden ist. Da konnten wir ja nicht die Hände in den Schoß legen und abwarten.

Also waren die Suchaktionen gerechtfertigt?

Brauer: Ja. Auch wenn sie sich jetzt als überflüssig herausgestellt haben. Ärgerlich ist das schon. Der eine oder andere, der sich an den Suchaktionen beteiligt hat, wird sich nun an der Nase herumgeführt fühlen. Es wird schwer werden, bei zukünftigen Vermisstenfällen die Öffentlichkeit wieder zu motivieren.

Werden Sie gegen Maxim Beck wegen Vortäuschung einer Straftat ermitteln?

Brauer: Das prüfen wir derzeit noch. Es besteht die Möglichkeit gegen jemanden, der fälschlicherweise vorgibt, Opfer einer Straftat geworden zu sein, zu ermitteln. In solchen Fällen drohen Freiheitsstrafen bis zu drei Jahren.

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