Im Namen der Humanität

Man könnte aufatmen, wäre die Situation nicht so fatal. Der Tod der Terri Schiavo beendet nicht nur ein unwürdiges Gezerre, das im Namen der Humanität um einen hilflosen Menschen veranstaltet wurde, er erspart den Beteiligten, den Verantwortlichen und allen Beobachtern auch die letzte Entscheidung.

Man könnte aufatmen, wäre die Situation nicht so fatal. Der Tod der Terri Schiavo beendet nicht nur ein unwürdiges Gezerre, das im Namen der Humanität um einen hilflosen Menschen veranstaltet wurde, er erspart den Beteiligten, den Verantwortlichen und allen Beobachtern auch die letzte Entscheidung. Aber die Fragen bleiben. Was zählt? Die Hoffnung, dass die Koma-Patientin irgendwann doch noch erwachen würde? Der Tod in Würde nach 15 Jahren existenzlosem Dahinsiechen? Gibt es ein absolutes Recht auf Leben? Und was bedeutet überhaupt menschliches Leben? Krasser als viele ähnlich gelagerte Fälle hat Terri Schiavo deutlich gemacht, dass die moderne Gesellschaft Antworten finden muss angesichts einer Apparatemedizin, die organisches Leben fast unbegrenzt verlängern kann, ohne dass eine autonome, ihrer selbst bewusste Existenz noch möglich ist. Die Annahme, dass sich durch Ethikregeln oder gar Gesetze solche Antworten durchsetzen lassen, trügt. Wo das Eigenste, das ganz Persönliche eines erwachsenen Menschen zur Disposition steht, haben alle Generalregelungen etwas peinlich Vages und ärgerlich Inhumanes. Für Konfliktfälle wie diesen muss jeder über sein Schicksal persönlich entscheiden dürfen – rechtzeitig, unbeeinflusst, bei wachem Bewusstsein und in voller Verantwortung. Patientenverfügungen sind bisher eher selten ausgestellt worden. Es wird Zeit, dieses Instrument aus seinem Schattendasein zu befreien. Keine Menschenwürde ohne Selbstbestimmung. m.moeller@volksfreund.de

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