Im Namen Gottes

WennGewissensnöte eine Entscheidung erschweren, kann eine moralischeInstanz Hilfe und Orientierung geben. Die eindringlichen Appelledes Papstes und der Bischöfe, sich für den Frieden und gegen denKrieg zu entscheiden, werden allerdings ausgerechnet von denennicht gehört, die sich in besonderem Maße auf Gott und diechristliche Lehre berufen. Was soll man davon halten? Abermals hat sich Papst Johannes Paul II. in Sachen Irak eingemischt und die USA, Großbritannien und Spanien gemahnt, "der Menschheit einen dramatischen Konflikt zu ersparen".

Dem Vernehmen nach erwägt der Papst sogar, notfalls persönlich, also im Namen Gottes, vor der Uno in New York für den Frieden zu werben. Es wäre die spektakulärste Geste eines Oberhirten seit dem Bannstrahl von Papst Gregor VII. über den deutschen König Heinrich IV. im Jahre 1077. Bemerkenswert auch die Aschermittwochs-Predigt des Münchner Kardinals Friedrich Wetter, der niemandem zugestand, sich auf Gott zu berufen, um einen Krieg oder Terrorismus zu rechtfertigen. Gemeint war auch US-Präsident Bush, der in einer bigott zu nennenden Art genau dies tut. Merkwürdig, dass in dieser elementaren Frage auch die Parteien mit dem C von Gottes Stellvertreter-Wort nichts wissen wollen. Eins ist klar: Wenn die USA ohne UN-Mandat zuschlagen sollten, hat die Koalition der Willigen ein Glaubwürdigkeitsproblem.

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