Im Schatten des Gipfels

Schwer verletzte Polizisten, blutende Demonstranten, ausgebrannte Autos - wer den enormen Sicherheitsaufwand beim G8-Gipfel beklagt hat, dürfte nach diesem Wochenende der Gewalt etwas kleinlauter geworden sein.

Nicht ein Zuviel an Ordnungskräften, Sperrgittern und Stacheldraht wird fortan die Diskussion bestimmen. Viel mehr können sich die Skeptiker bestätigt fühlen, denen das alles noch zu wenig war.Die üblichen Verdächtigen sind auch prompt zur Stelle: Bayerns Innenminister Beckstein forderte ein härteres Vorgehen der Uniformierten. Und damit liegt er wohl auch nicht verkehrt. Zumindest die Vorkontrollen der Polizei ließen im Nachhinein zu wünschen übrig. Alarmierend ist allerdings die hemmungslose Brutalität, mit der ein paar Tausende Vermummte ihre Randale inszenierten. Ihnen geht es nicht um ein politisches Anliegen. Sie sind einzig auf Zerstörung aus.

Den überwiegend friedlichen Demonstranten haben die Furcht erregenden Fernsehbilder über das Rostocker Ereignis massiv geschadet. Wer mag sich noch inhaltlich mit einem Protest auseinander setzen, der so im Chaos versinkt? Dabei gäbe es gute Gründe dafür. Schließlich produziert die Globalisierung auch viele Verlierer. Sie brauchen zweifellos eine Stimme in der westlichen Bevölkerung, an der die acht Regierungschefs der einflussreichsten Industrienationen nicht so leicht vorbeikommen. Doch damit ist es erst einmal vorbei.

Das Gipfeltreffen von Heiligendamm stand schon vor den Rostocker Krawallen im Schatten seiner Umstände. Die Sicherheitsdiskussion überlagerte die inhaltlichen Debatten. In den nächsten Tagen wird das erst recht der Fall sein. Leider.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort