Im sozialen Niemandsland

Die Berichte aus Berlin-Neukölln sind Viagra für Populisten. Ein paar Tage "Schnupperknast" empfiehlt Brandenburgs Innenminister Schönbohm, Baden-Württembergs Ministerpräsident Oettinger will Elternabende zur Pflicht machen - war er je auf welchen?

- und bei Bayerns Regierungschefs Stoiber fliegen randalierende Schüler aus der Klasse. Aber wohin, bitte, fliegen sie? Bestimmt nicht in die Türkei. Die so reden, sind Mitverursacher des Problems. Jahrzehntelang haben sie den Satz vor sich hergetragen, dass Deutschland kein Einwanderungsland sei. Asylbewerber sollten gerade nicht Deutsch lernen. Sie sollten wieder weg und die "Gast"-Arbeiter ebenso. Aber sie sind trotzdem hier geblieben, ohne Förderung, ohne Forderung, ohne Integration. Der verstorbene Bundespräsident Johannes Rau hat schon vor Jahren unangenehme Wahrheiten ausgesprochen, auch gegen jene, die mit ihrem multikulturellen laissez-faire die andere Hauptursache des Problems sind. Mit blinder Bewunderung für das Fremde und Abneigung gegen das Deutschsein haben sie Integration gepredigt, aber Parallelgesellschaften produziert. "Es gibt eine falsche Ausländerfreundlichkeit, die so tut, als müsse man nicht Deutsch lernen, wenn man auf Dauer bei uns leben will", sagte Rau. Ein Integrationsgipfel soll nun her. Ein Gipfel ist noch keine Lösung, aber der erste Schritt. Das Thema wäre endlich da, wo es hingehört, in die Mitte deutscher Politik. Dann ginge es endlich um Schule, Elternhaus, Nachbarschaft, Sicherheit, Sozialarbeit, Lehrstellen, Frauenrechte. Aber ein solcher Integrationsgipfel kann nur Erfolg haben, wenn er anders an das Problem herangeht als bisher. Wenn das Ziel lediglich ist, den Ausländern beizubringen, "wie wir bei uns in Deutschland leben", so eine häufig gehörte Floskel, kann man es gleich lassen. Das ist nur eine mit Anforderungsprofilen für Migranten verschleierte Fortsetzung der Ausgrenzungspolitik, die Abschiebung ins soziale Niemandsland. nachrichten.red@volksfreund.de

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