Im Weiher lauert die böse Überraschung

TRIER. Wie viel Post liegt noch in dem Weiher in Trier-Quint? Warum ist der Brief-Klau im großen Stil solange nicht aufgefallen? Fragen, die sich stellen, nachdem ein 24-Jähriger gestanden hat, zigtausende Briefe in Trier gestohlen zu haben.

Wenn demnächst wieder Taucher den Wolfskaul-Weiher im Trierer Stadtteil Quint absuchen, dürften sie fündig werden. Ein Großteil der seit vergangenen Oktober geklauten Briefe wurde mit großer Wahrscheinlichkeit in dem Fischweiher versenkt. Eine Vermutung, die der zuständige Fischereiaufseher Guido Eberhardt schon lang hatte. Ende Oktober hatte er etliche Briefe am Ufer gefunden. Die Post sprach damals von 130 Briefen, die drei Tage später eingesammelt wurden. Doch laut Eberhardt waren es mindestens 1000 Postsendungen. Zum Teil mit brisanten Inhalten: Briefe an Anwälte, Ärzte, beschriftete Ampullen, auch CD oder DVD lagen rund um den Weiher. Neben einem Berg zugedeckter Post fand er auch leere und volle Bierdosen, einen Stoffbeutel, ein Päckchen Tabak und eine Kamera. Das hat er Post und Polizei gemeldet. Dass man nun den Postdieb dingfest gemacht hat, sei für ihn eine Genugtuung, damit sei seine Glaubwürdigkeit bestätigt, freute sich Eberhardt gestern. Bei der Post denkt man schon mit Schrecken dran, was die Taucher demnächst noch alles zutage fördern werden. Der nun verhaftete 24-Jährige fuhr in seinem LKW täglich Rollcontainer voll geladen mit Post vom Briefzentrum Frankfurt nach Trier ins Briefzentrum am Hafen. Verbotenerweise nahm er seinen Lebensgefährten, einen 52-Jährigen, mit auf diesen Touren. Irgendwann im Oktober sind die beiden Vorbestraften dann wohl auf die Idee gekommen, die Briefe nach Bargeld abzusuchen. Immerhin einen fünfstelligen Betrag klauten sie zusammen. "Noch immer verschicken viele Leute Geld in Briefen, zum Beispiel in Trauer- oder Geburtstagskarten", sagt Postsprecher Heinz-Jürgen Thomeczek. Das sei leichtsinnig. "Wir können eben nicht für alle unsere Mitarbeiter die Hand ins Feuer legen." Laut Thomeczek dürfe keiner Briefe oder Päckchen transportieren, der kein polizeiliches Führungszeugnis vorgelegt hat. "Ein wegen Diebstahls Verurteilter darf nicht für uns arbeiten", stellt er klar. Warum das im Fall des 24-Jährigen nicht befolgt wurde, kann er nicht sagen. Pakete verschwinden im Nirvana

Ungeklärt ist auch die Tatsache, dass monatelang zigtausende Briefe verschwinden konnten, ohne dass die Post stutzig wurde. Es sei unmöglich, Briefe vom Absender bis zum Empfänger zu verfolgen. Bei Päckchen sei das durch die Codierung jeder einzelnen Sendung möglich, sagt Thomeczek. Trotzdem verschwinden häufig auch Pakete im Nirvana. Ungeklärt auch, warum jemand, der seit Dezember im Verdacht stand, für den Paket-Klau in Trier-Süd verantwortlich zu sein, solange unbehelligt bleiben konnte. Die beiden Männer hätten ihre Taten verschleiert, heißt es dazu bei der Trierer Staatsanwaltschaft. Petronella Brittner ist das alles egal. Sie ist nur froh, dass die Sache vorbei ist. Brittner ist die Besitzerin der Postfiliale im Trierer Süden, wo dort aufgegebene Päckchen verschwunden sind - gestohlen von dem 24-Jährigen, der sie als Aushilfsfahrer abholte. Viele Kunden seien misstrauisch. Oft habe sie gehört, ob nun der aufgegebene Brief oder das Paket auch im Quinter Weiher landeten.

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