Image-Schaden

Der heutige Prozess gegen die mutmaßlichen Postdiebe dürfte spannend werden. Weniger wegen der vermutlichen Verurteilung – ein Angeklagter hat ein umfassendes Geständnis abgelegt – als vielmehr wegen einer möglichen Mitschuld der Post.

Der heutige Prozess gegen die mutmaßlichen Postdiebe dürfte spannend werden. Weniger wegen der vermutlichen Verurteilung - ein Angeklagter hat ein umfassendes Geständnis abgelegt - als vielmehr wegen einer möglichen Mitschuld der Post. Vieles spricht dafür, dass mangelnde Sicherheitsvorkehrungen es den Postdieben zumindest einfach gemacht haben, tonnenweise Briefe und Pakete zu klauen. Sicherheitsmängel, die die Post eingeräumt und angeblich auch abgestellt hat.Trotzdem bleibt ein ungutes Gefühl. Der Postklau ungeahnten Ausmaßes hat das Vertrauen der Kunden nachhaltig erschüttert. Und wenn das Unternehmen nun immer noch nicht garantieren kann, dass Briefe sicher von A nach B transportiert werden können, wirft es kein gutes Licht auf den Gelben Riesen.

Unverständlich auch, wie man versucht, den Schwarzen Peter dem von der Post beauftragten Spediteur in die Schuhe zu schieben. Bislang konnte man als Kunde davon ausgehen, dass die Post vom Einwurf in den Briefkasten bis zur Zustellung an der Haustür verantwortlich ist. Doch die Hintergründe des Postdiebstahls haben deutlich gemacht, dass sich das Unternehmen fast weitgehend von reinen Speditionsaufgaben verabschiedet hat und - was noch gravierender ist - sich für diese auch gar nicht mehr verantwortlich fühlt. Wenn die Post zugibt, ihre ureigenste Aufgabe sei nur noch das Sortieren und die Zustellung, dann verabschiedet sich der einstige Staatskonzern von einer seiner wesentlichen Aufgaben, gibt diese aus Kostengründen in fremde Hände und verspielt damit weiteres Vertrauen. Die Post dürfte daher noch lange unter den Folgen des Briefklaus leiden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort