"Immer mehr Politiker verlieren Spaß"

Der Politikwissenschaftler Peter Lösche sieht in den immer schwierigeren politischen Vorgängen eine Ursache für die sich häufenden Rücktritte prominenter Amts- und Mandatsträger.

Berlin. (vet) Mit Peter Lösche sprach unser Berliner Korrespondent Stefan Vetter:

Die CDU hat binnen eines Jahres gleich sechs Ministerpräsidenten verloren. Ist das Zufall oder steckt mehr dahinter?

Peter Lösche: Zumindest gibt es keine systematische Begründung für das Phänomen. Dieter Althaus in Thüringen war unter völlig anderen Umständen gegangen als etwa Günter Oettinger. Und der wiederum steckte in einer anderen Situation als Roland Koch, wobei Koch und Ole von Beust noch am ehesten vergleichbar sind, weil sich beide noch etwas anderes im Leben vorstellen können als das politische Tagesgeschäft.

Trotzdem fragt man sich, wer in der CDU außer Merkel und so altgedienten Politikern wie etwa Wolfgang Schäuble überhaupt noch kanzlerfähig ist.

Lösche: Für die CDU ist es ein Problem, wenn die Führungsgeneration der 50-Jährigen kaum mehr existiert. Aber im Bundeskabinett gibt es noch Ursula von der Leyen, die als Erste genannt werden dürfte, wenn es um Merkels Nachfolge geht. Bislang waren das die Ministerpräsidenten.

Auffällig ist, dass mit Koch als ausgemachtem Konservativen und von Beust, einem eher ökologisch gesinnten Liberalen, zwei Vertreter unterschiedlicher Parteiflügel das Handtuch warfen. Wie erklärt sich das?

Lösche: Da herrscht offenkundig eine gewisse Orientierungslosigkeit in der CDU. Die Partei vermag in der Bundesregierung nicht richtig zu führen, weil die Beteiligten nicht wissen, wo man hin will. Verschiedene Gruppierungen, vom wirtschafts- bis zum sozialpolitisch geprägten Flügel, die für eine Volkspartei wichtig sind, treten kaum mehr wirksam in Erscheinung.

Woran liegt das?

Lösche: Das liegt vornehmlich an Angela Merkel, die nicht bereit ist, ernsthafte Konkurrenten neben sich zu dulden. Und es ist ein Strukturproblem, das ähnlich bei der SPD anzutreffen ist.

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