Immer wieder werden Angehörige vertröstet
Luxemburg · Ein Blick in die Liste der Absturzopfer zeigt: Unter den 20 Toten waren unter anderem Spitzenmanager, ein berühmter Künstler, ein renommierter Forscher und eine Flugbegleiterin.
Luxemburg. Für 20 Familien hat sich am 9. November 2002 ihr Leben radikal verändert: Sie haben ihren Vater, ihren Sohn, den Mann oder ihre Mutter, Tochter oder Ehefrau verloren. Seit neun Jahren hadern sie nun mit dem Schicksal, leben mit der Trauer aber auch mit der Ungewissheit, wann die mutmaßlich Verantwortlichen für die Katastrophe vor Gericht gestellt werden. Immer wieder wurden die Angehörigen vertröstet, für viele eine unerträgliche Situation. Auf die Hinterbliebenen werde keine Rücksicht genommen, formulierten die Eltern des aus Luxemburg stammenden Malers Michel Majerus im vergangenen Jahr. Der 35-Jährige gehörte zu den Absturzopfern (siehe Interview mit dem Vater links).
Neben dem in Berlin lebenden Künstler starben 14 weitere Deutsche, ein Franzose und vier Luxemburger. Unter den Luxemburgern auch eine 32-jährige Luxair-Stewardess. Die aus Portugal stammende Frau hinterließ einen kleinen Sohn und ihren Ehemann. Er wird beim heute beginnenden Prozess genau wie der Vater von Majerus als Nebenkläger auftreten. Ebenso wie Angehörige eines aus dem nordrhein-westfälischen Olfen stammenden 36-jährigen Chemieingenieurs. Wenige Tage bevor er auf der Geschäftsreise starb, hatte er noch den vierten Geburtstag seiner Tochter gefeiert. Von den 15 deutschen Absturzopfern stammten zehn aus Berlin und Brandenburg. Darunter fünf Spitzenmanager einer brandenburgischen Aluminium-Fabrik. Sie waren auf dem Weg zu einer Geschäftsbesprechung in Frankreich.
Unter den Toten war auch ein renommierter Erdbebenforscher vom Potsdamer Geoforschungszentrum, der sich unter anderem mit Vulkanismus in der Eifel beschäftigte. Ums Leben kam auch ein hochrangiger Mitarbeiter des Bundesamtes für Materialforschung. 20 000 Euro sollen die Hinterbliebenen, die nicht als Nebenkläger auftreten, als Entschädigung erhalten haben. Der einzige Passagier, der neben dem Piloten den Absturz überlebt hat, ist ein damals in Berlin lebender französischer Architekt. Er hatte kurz vor dem Unglück an Plänen für drei französische Botschaften und ein Groß-Hotel in Berlin gearbeitet. wie