Die scheinbar harmlose, ganz alltägliche Grippegefahr gerät darüber in Vergessenheit. Dabei ist sie das akute Problem. Und die Laxheit im Umgang mit ihm zeigt nur, in welcher Schieflage sich das Gesundheitsbewusstsein des Landes befindet. Da lösen ein paar Wahnsinns-Fälle bei Tieren eine allgemeine Rindfleisch-Abstinenz aus. Da wird über elektrische Felder und die mit ihnen verbundenen Gesundheitsgefahren heftig gestritten. Da entbrennen über Zusatzstoffe in Lebensmitteln heiße Diskussionen. Da werden Glaubenskämpfe ausgefochten über Pestizid- reste in Obst oder Gemüse. Nichts gegen solche Debatten. Aber gleichzeitig sterben im Land pro Jahr ein paar Tausend Menschen, die nicht sterben müssten, wären sie gegen Grippe geimpft, und keine Spur von Aufregung stellt sich ein. Da stimmt etwas nicht in der öffentlichen Wahrnehmung. Die Grippe ist eine leise, eine allzu leise Gefahr geworden. Und dass die Ärzte und Pfleger mit schlechtem Beispiel vorangehen und zu 85 Prozent ungeimpft herumlaufen, ist, streng genommen, ein Skandal. Für sie und alle anderen Risikogruppen kann es nur eins geben: Auf, und rasch zur nächsten Impfspritze! m.moeller@volksfreund.de