"In Berlin tanzen jetzt die Irren"
TRIER. Deutschland hat gewählt, doch welche Koalition am Ende herauskommen wird, steht noch in den Sternen. Der TV hat einige Prominente aus der Region befragt, was sie von dem Ergebnis halten und welche Koalitionsempfehlung sie in Richtung Berlin geben.
Nach der gestrigen Bundestagswahl dreht sich das Farbenkarussell: Angefangen bei der Großen Koalition über die Ampel oder Rot-Rot-Grün bis hin zu Schwarz-Gelb-Grün reichen die möglichen Koalitionen. So unterschiedlich die politischen Alternativen, so unterschiedlich sind auch die Meinungen der gestern Abend von unserer Zeitung befragten Prominenten. Der eine ist für eine Große Koalition, der nächste dagegen; und ein anderer sagt: "Alles ist denkbar."Fußball-Bundesliga-Schiedsrichter Herbert Fandel (Kyllburg, Kreis Bitburg-Prüm) findet es schade, "dass kein klares Ergebnis für eine Richtung herausgekommen ist". Seiner Ansicht nach gibt es jetzt nur eins: die Große Koalition. Allzu optimistisch, dass Schwarz-Rot gemeinsam etwas auf die Beine stellen könnte, ist Fandel allerdings nicht: Das Fundament sei wackelig, große Fortschritte seien nicht zu erwarten, glaubt der Kyllburger. Und woran liegt das "relativ chaotische Ergebnis", wie Fandel den Wahlausgang nennt? "Die Bevölkerung ist verunsichert und ängstlich."
"Etwas bänglich" ist nach eigenen Angaben auch dem Eifeler Krimi-Kult-Schriftsteller Michael Preute alias Jacques Berndorf zu Mute. "Eine Große Koalition ist unmöglich", glaubt Preute, "damit würden sich die Politiker alle in den Keller schießen." Darüber hinaus will er aber keine Variante ausschließen. Preutes Credo: "Alles ist möglich." In Berlin würden in den nächsten 20 Tagen "die Irren tanzen", prognostiziert der Autor im Hinblick auf die anstehenden Koalitionsgespräche. Dass im Vorfeld fast alle Spitzenpolitiker bestimmte Konstellationen ausgeschlossen hätten, ist nach Meinung Preutes Schnee von gestern: "Politiker legen dauernd Schwüre ab und brechen sie anschließend wieder."
Gespannt, ob die Damen und Herren Politiker zu früheren Aussagen stehen, ist auch Ex-Eintracht-Trier-Trainer Paul Linz , der damit gerechnet hatte, "dass es für Schwarz-Gelb reicht". Weil es nicht langte, ist Linz jetzt gespannt, "was am Ende bei den Verhandlungen herauskommt". "Denkbar ist alles", sagt der Fußball-Coach, der allerdings eines für wichtig hält: "Die Reformen müssen weitergehen."
Koalitionsaussagen vor der Bundestagswahl seien die eine Sache, "ein nicht ganz einfaches Wahlergebnis" die andere, sagt Triers Theaterintendant Gerhard Weber . Logische Schlussfolgerung des Künstlerchefs: "Da wird sich noch einiges bewegen müssen in den nächsten Tagen." Und worauf wird es am Ende hinauslaufen? "Ich glaube, dass es letztlich eine Große Koalition geben wird", prognostiziert der Intendant und fügt überraschend hinzu: "allerdings mit einem dritten Partner im Boot". Das Vernünftigste aber sei eine Ampel, sagt Gerhard Weber.