In der Höhle des Löwen

Vergleiche mit Hitler, deutliche Worte der Uni-Leitung und Pfiffe aus dem Publikum haben den Auftritt des iranischen Staatschefs Mahmoud Ahmadinedschad an der US-amerikanischen Columbia-Universität begleitet.

New York. "Go to hell", "Fahr zur Hölle", steht auf vielen Plakaten, die Demonstranten vor den Absperrgittern, die sich um das UN-Hauptquartier im Herzen Manhattans ziehen, in die Höhe halten. "Hitler lebt", findet sich auf einem anderen Transparent, das unverkennbar einen mit Armen und Beinen in Hakenkreuzform laufenden Mahmoud Ahmad-inedschad zeigt. Ähnliche Plakate tauchen auch vor den Eingangstoren zur Columbia-Universität auf, die den iranischen Präsidenten zu einer Frage- und Antwort-Runde eingeladen hat - und seit Tagen wütende Proteste aus der Bevölkerung mit einem Verweis auf die Redefreiheit zurückweist. Nur wenige Stunden nach seiner Ankunft spürt der Gast aus Teheran die kühle Schulter der New Yorker. Auch auf den Fluren des UN-Hochhauses wird innerhalb der deutschen Delegation schnell die Devise ausgegeben: Während der zahllosen Foto-Termine, Ansprachen und Konferenzen während der Generalversammlung möglichst jeden Kontakt mit dem Iraner vermeiden. Doch Lee Bollinger, Dekan der Columbia-Universität, legt keinen Wert auf Distanz und Diplomatie. "Herr Präsident, Sie legen die Eigenschaften eines engstirnigen und grausamen Diktators an den Tag", beginnt er die Einführung des Gastes und nennt den von Ahmadinedschad als "Mythos" bezeichneten Holocaust "das meistdokumentierte Ereignis in der Geschichte der Menschheit". Der Besucher zeigt sich von der Attacke ungerührt. Doch je länger der iranische Präsident philosophiert, desto größer wird der Unmut im Auditorium. "Zweifellos ein Verrückter", urteilt der 22-jährige Shawn Miller, als Ahmadinedschad seine Forderung erhebt, den Holocaust mehr zu erforschen und wenig später auf die Frage, warum denn seine Regierung Homosexuelle exekutieren ließe, zurückschnappt: "Wir haben im Iran keine Homosexuellen wie beispielsweise in Ihrem Land." Er erntet Gelächter und laute Pfiffe.Politische Experten glauben, dass Ahmadinedschad mit seinen Auftritten in der "Höhle des Löwen" seine Machtposition im iranischen Regime festigen wird. "Er genießt das Rampenlicht", so ein Experte. In diesem wollte Ahmadinedschad gestern abend vor den UN-Delegierten erneut betonen, dass das umstrittene Nuklearprogramm seines Landes nur friedlichen Zwecken diene.

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