Innenminister huldigt Hahn und rupft ein Hühnchen

Mainz · Der Airport legt an Fracht zu. Der Käufer kritisiert die CDU.

Mainz Roger Lewentz hörte Kritik, überstand Rücktrittsrufe und Häme. Nun, nach einem turbulenten Jahr mit Pleiten, Pech und Pannen, hat das Land seine Anteile am Flughafen Hahn an den chinesischen Konzern HNA verkauft. Und der Innenminister ist im Mainzer Landtag obenauf. Der SPD-Politiker tröstet sich am Donnerstag für die harte Zeit, indem er es sich nicht nehmen lässt, neue Nachrichten vom Flughafen selbst zu verkünden. Dort teilt Lewentz den Abgeordneten mit, dass der Hahn neue Frachtkunden gewonnen habe - und mit bestehenden Kunden mehr Flüge als bislang abwickele. Die vielleicht wichtigste Botschaft: Die Suparna Airline, die früher Yangtze River Express hieß, kehrt an den Hahn zurück. Die Gesellschaft hatte den Flughafen im Jahr 2015 in Richtung München verlassen, mit einem Frachtvolumen von 50 000 Tonnen. Was der Hahn mit den neuen Deals an Fracht gewinnt, wollen die Käufer am kommenden Montag bei einer Pressekonferenz bekanntgeben. Flughafen-Kenner gehen davon aus, dass die Frachtmenge im Vergleich zu 2016 deutlich steigt.
Wo Lewentz der Zukunft des Hahn huldigt, rupft er mit der Union dagegen ein Hühnchen. "Von der CDU kam keine einzige Unterstützung, keine einzige gute Idee beim Verkauf", schimpft er. Auf die Spitze treibt der Minister die Wutrede, als er der CDU empfiehlt, sich ein Beispiel an AfD-Mann Jan Bollinger zu nehmen. Der habe wenigstens angekündigt, die Weiterentwicklung des Hahn positiv zu begleiten.
CDU-Fraktionsvize Alexander Licht weist die Kritik von sich. Der Brauneberger (Kreis Bernkastel-Wittlich) greift wiederum die Regierung an, die ihre "betriebswirtschaftliche Bankrotterklärung" feiere und den Hahn "ohne den Verkauf in die Insolvenz geführt hätte". Keine gewagte Prognose sei es, wenn das Land bei Berater- und Notarkosten am Ende eine Grenze von 13 Millionen Euro überschreite. Sorgen bereite ihm, auf welcher Grundlage das Land die HNA mit Beihilfen von bis zu 75 Millionen Euro bezuschusse. Im Geschäftsplan seien wichtige Stellen geschwärzt gewesen. Wer hinter dem Konzern stecke, sei rätselhaft. Ebenso wisse er nicht, wie der neue Käufer aus den roten Zahlen kommen wolle. Bei Passagierflügen braucht es laut Licht allein 30 neue Frequenzen nach China, um jährlich die gut 300 000 Passagiere zurückzugewinnen, die seiner Sicht nach durch die Ausweitung der Flüge des Billiganbieters Ryanair in Luxemburg und Frankfurt wohl wegbrechen. Und Frequenzen nach China seien begrenzt.
HNA-Sprecher Christoph Goetzmann wollte diese Rechnung auf TV-Anfrage nicht kommentieren. Seine Aussage verdeutlicht aber, dass es im Verhältnis zwischen HNA und CDU offenbar gärt. Licht sei kein Flughafen-Experte, tadelt er. "Schaden am Hahn richten nur die parlamentarischen Flughafengegner von der CDU durch ihr ewiges Genöle an."Extra: WAS SONST NOCH IM LANDTAG LIEF


(flor/dpa) Im Mainzer Landtag ging es am Donnerstag noch um weitere Themen. Als Konsequenz aus dem Eier-Skandal mit dem Insektengift Fipronil will Rheinland-Pfalz die regionale Eier-Produktion ausbauen. Die Vermarktung mittel- bis langfristig zu stärken, sei ein Ziel, sagte Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne). Die CDU-Abgeordnete Christine Schneider spricht von einem riesigen Nachholbedarf in Rheinland-Pfalz. Nur 1,7 Prozent der in Deutschland produzierten Eier entfielen auf das Land, sagt sie. Die Kinder- und Jugendarmut in Rheinland-Pfalz zu bekämpfen, schreiben sich die Ampelfraktionen mit einem Antrag auf die Fahnen. Landesweit seien 75 000 Kinder und Jugendliche von Armut betroffen, sagt der SPD-Landtagsabgeordnete Sven Teuber (Trier). Die Fraktionen setzen unter anderem auf einen konsequenten Ausbau von Ganztags- und Ferienbetreuung. 140 000 Euro stehen erstmalig im Doppelhaushalt, um in Kommunen Projekte zu fördern, die Armut verringern sollen.

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