Ins eigene Fleisch

Beim geplanten Verdi- Streik geht es nicht um das legitime Ziel, den Arbeitnehmern einen fairen Anteil an den Gewinnen eines prosperierenden Betriebs zu verschaffen. Wäre der öffentliche Dienst ein Unternehmen, hätte er längst wegen chronischer Unterfinanzierung 20 Prozent seiner Mitarbeiter entlassen.

Weil es für Beamte und faktisch auch für Angestellte eine Job-Garantie gibt, steht diese Option nicht zur Verfügung. Stattdessen hält sich die öffentliche Hand weit mehr Mitarbeiter, als sie bezahlen kann, und finanziert die Gehälter letztlich über Kassenkredite, also über eine Art Pfandleihe. Das alles hat mit der Qualität und Sinnhaftigkeit der Arbeit, die die Menschen im öffentlichen Dienst leisten, nichts zu tun. Die meisten machen, entgegen allen Vorurteilen, ihren Job so gut oder schlecht wie in der Privatwirtschaft auch. Nur dass man dort sogar dann entlassen werden kann, wenn man hervorragend arbeitet. Und im öffentlichen Dienst selbst dann nicht, wenn man es nicht tut. Für diese Sicherheit würden "normale" Arbeitnehmer gerne einen Teil ihres Einkommens opfern. Aber das ist es ja nicht einmal, was den Streikwilligen droht. Es geht um die Weigerung, dem insolventen öffentlichen Dienst beim Kostensparen zu helfen, indem man innerhalb eines überschaubaren Rahmens mehr arbeitet. Das ist dumm, weil es im Gegenzug zwangsläufig dazu führen muss, dass die Beschäftigungsgarantien im öffentlichen Dienst fallen. Darüber sollte nachdenken, wer nächste Woche die Arbeit niederlegen will. d.lintz@volksfreund.de

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