Kirche „Das Ansehen der Kirche steht nicht an erster Stelle“

Welche Erwartungen haben Sie an das Treffen in Rom?

  Der Trierer Bischof Stephan  Ackermann.

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann.

Foto: dpa/Marius Becker

ACKERMANN Wenn Papst Franziskus es mit seiner Autorität schafft, die Bischöfe weltweit zu verpflichten, sich dem Thema Missbrauch opferorientiert zu stellen und nicht das Ansehen der Kirche an die erste Stelle zu setzen – das wäre aus meiner Sicht ein ganz wichtiger Schritt. Auch eine weltweite Verpflichtung zur Präventionsarbeit wäre gut. Und ich habe schon die Erwartung, dass es künftig Pflicht ist, sich über Interventions- und Präventionsmaßnahmen nicht nur auszutauschen, sondern sie auch zu überwachen, also eine Art Monitoring zu schaffen.

Gibt es darüber hinaus noch einen Punkt, der Ihnen wichtig ist?

ACKERMANN Das Wichtigste ist mir, dass die Teilnehmer dieses Kinderschutz-Gipfels – auch aufgrund der Zeugnisse von Betroffenen – nach Hause fahren mit der Einsicht, dass sexuelle, psychische und spirituelle Gewalt in der Kirche nicht bloß eine Problematik der Bischofskonferenzen des Nordens oder Westens ist.

Warum sind Sie als Missbrauchsbeauftragter nicht dabei?

ACKERMANN Papst Franziskus hat die Vorsitzenden der Nationalen Bischofskonferenzen, Generalobere aus den Frauen- und Männerorden und Repräsentanten der römischen Kurie eingeladen. Das ist schon eine gehörige Zahl. Für uns ist Kardinal Marx dabei. Viele Beauftragte von Bischofskonferenzen wie ich auch sind schon bei den beiden internationalen römischen Kongressen, die es in den letzten Jahren gab, dabei gewesen. Nun sind die Vorsitzenden gefragt. Das zeigt auch, dass Bischofskonferenzen das Thema nicht an einen Beauftragten delegieren können, den sie dann nach Rom schicken, sondern es geht um eine Aufgabe aller!

Warum haben Sie sich vergangene Woche nicht einmal kurz mit den Opfervertretern von MissBiT getroffen?

ACKERMANN Ich bin seit vielen Jahren immer wieder im Kontakt mit Betroffenen – auch aus unserem Bistum; im persönlichen Gespräch, brieflich und telefonisch. Letzte Woche ging es nicht um ein Gespräch oder einen Austausch: MissBiT wollte vor allem darauf hinweisen, dass wir die Aufarbeitung nicht im geschlossenen Zirkel machen, sondern Betroffene einbinden. Das Anliegen teile ich.

Was antworten Sie auf deren Kritik auch an Ihrer Person?

ACKERMANN Ich kann nur noch einmal versichern, dass ich dazu stehe, Betroffene mit ihrer Erfahrung bei all den Maßnahmen, zu denen wir Bischöfe uns im vergangenen Herbst verpflichtet haben, einzubeziehen. In der letzten Woche ging es zunächst um eine reine Informationsveranstaltung über die Missbrauchs-Studie.

Inwiefern gibt es im Nachgang zu der Strafanzeige der Professoren Anfragen von Staatsanwaltschaften ans Bistum und was ist danach geschehen?

ACKERMANN Auf die Anzeige der Professoren hin haben wir unmittelbar unsere umfassende Kooperationsbereitschaft mit den Staatsanwaltschaften signalisiert. Im Dezember kam es dann zu Gesprächen mit den Generalstaatsanwaltschaften, bei denen wir alle Fälle vorgelegt haben. In einigen Fällen haben die Staatsanwaltschaften weiteres Material angefordert. Wir haben das übergeben und entsprechende Nachfragen beantwortet. Wie ja im Volksfreund zu lesen war, sieht die Koblenzer Generalstaatsanwaltschaft aufgrund der Anzeige der Professoren keinen Grund, Ermittlungen einzuleiten.

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