INTERVIEW

Fünf Fragen an… Ulrike Höfken Aus der Eifel nach Hongkong: Die Bitburger Grünen-Bundestagsabgeordnete Ulrike Höfken ist Mitglied der deutschen Delegation bei den WTO-Verhandlungen, die sich vor allem um ihr Spezialgebiet, die Landwirtschaft, drehen.

Nach ihrer Ankunft gestern gab sie dem TV ein Interview. Die EU hat vor den WTO-Verhandlungen eine Senkung der Agrarzölle angeboten, die Entwicklungsländer fordern noch mehr. Was bedeutet das für die Landwirtschaft bei uns?Höfken: Bei Rindfleisch, Butter oder Magermilchpulver ist unsere Landwirtschaft ziemlich wettbewerbsfähig. Es gilt natürlich, sich gegen Dumping zu wehren. Die Europäer verlangen Schutzmechanismen für eine tier- und umweltgerechte Produktion. Beim Zucker wird es durch die neue EU-Zuckermarktverordnung, die im Hinblick auf die WTO beschlossen wurde, eine drastische Preissenkung geben, nach der die Landwirtschaft in Rheinland-Pfalz nur begrenzt wettbewerbsfähig sein wird. Wie erklären Sie den Bauern die Verschlechterungen für sie? Höfken: 850 Millionen Menschen hungern, 42 000 Kinder sterben jeden Tag. Wir müssen die Entwicklungsländer darin unterstützen, Armut und Hunger zu bekämpfen. Viele Kritiker sagen: Lasst die WTO-Verhandlungen platzen. Das ist nicht der richtige Weg. Wir müssen uns um eine gerechtere Welt bemühen, das ist im Interesse aller Menschen. Armut und Hunger sind auch Ursachen von Gewalt und Terror. Es ist wichtig, die Landwirtschaft weltweit zu sichern, um alle Menschen versorgen zu können. Wo sehen Sie da den Platz der deutschen Bauern? Höfken: Sie müssen die in der Agrarreform eingeleitete Perspektive einer umweltgerechten, Verbraucher- und Markt-orientierten Qualitätsproduktion weiter ausbauen. Entwicklungen wie die Dachmarke Eifel sind ganz wichtige Schritte. Wird sich für die Verbraucher etwas ändern?Höfken: Da gehen die Schätzungen auseinander. Die Zucker verarbeitende Industrie zum Beispiel sagt: Der Zucker wird billiger. Ich persönlich glaube das nicht. Ob der Zucker in der Colaflasche nun ein Zehntel Cent billiger ist, merkt der Verbraucher gar nicht. Werden in deutschen Supermarktregalen künftig Lebensmittel aus Afrika und Südamerika stehen?Höfken: Die stehen als Rohstoffe ja sowieso schon da. Für die armen Länder wäre es wichtig, auch verarbeitete Produkte exportieren zu dürfen, weil da mehr zu verdienen ist - also nicht nur die ungerösteten Kaffee-Bohnen auszuführen, sondern den verarbeiteten Kaffee. S Mit Ulrike Höfken sprach TV-Redakteurin Inge Kreutz.

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