Iran im Fadenkreuz

Washington . In amerikanischen Regierungskreisen verschärft sich die Debatte darüber, wie künftig mit einem Regime im Iran umgegangen werden soll. Der Verdacht der Amerikaner: Extremisten operieren von iranischem Boden aus. Der Iran dulde Aktionen von El Kaida.

In den Vereinigten Staaten verdächtigt man die Urheber der jüngsten Bombenanschläge von Riad, Iran als Ausgangsbasis benutzt zu haben. Nachdem jetzt - wie von der Tageszeitung "Washington Post" gemeldet - US-Präsident George Bush den Abbruch jeglicher inoffizieller diplomatischer Kontakte und politischer Gespräche mit Teheran gebilligt hatte, gehen die Überlegungen derzeit in die Richtung, wie eine schnelle Ablösung der iranischen Machthaber erreicht werden kann, falls diese nicht eindeutig auf die amerikanische Antiterror-Linie einschwenken. Die gestrige Meldung, mit der Teheran die Festnahme mehrerer mutmaßlicher El Kaida-Mitglieder feststellte, dürfte die brisante Situation kaum entschärfen, zumal der Rang der Inhaftierten noch nicht feststeht und Washington seine scharfe Kritik zuletzt auch verstärkt an der angeblichen Entwicklung nuklearer Waffen und der versuchten Einflussnahme Teherans im Nachkriegs-Irak festgemacht hatte. Heute will sich offenbar die US-Regierung in einer Sondersitzung vor allem mit der Frage befassen, wie ein Umsturz in jenem Land beschleunigt werden kann, das Präsident George W. Bush im Jahr 2002 zusammen mit dem Irak und Nordkorea zur "Achse des Bösen" gezählt worden war. Während vor allem im Außenministerium vor übereilten Schritten gewarnt und betont wird, Teheran habe in einigen Fällen auf amerikanische Wünsche reagiert, plädiert man vor allem im Verteidigungsministerium von Donald Rumsfeld für härtere Maßnahmen und könnte sich dort, wie zu erfahren ist, neben der aktiven Förderung eines Volksaufstandes unter anderem auch eine Bombardierung jener Produktionsstätten als "harte Option" vorstellen, in denen der Iran nach eigenen Angaben ausschließlich zum Zwecke der Energiegewinnung angereichertes Uran produziert. Eine ähnliche Debatte war in den ersten Tagen der Bush-Präsidentschaft im Hinblick auf den Irak geführt worden und hatte dann nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 an Bedeutung gewonnen. Überraschende Unterstützung für einen harten Konfrontationskurs mit Teheran erhielt die Bush-Regierung am Wochenende von einigen prominenten Kongress-Mitgliedern, darunter auch dem demokratischen Senator Joe Lieberman, der als einer der möglichen Gegenkandidaten Bushs bei den Präsidentschaftswahlen im kommenden Jahr gilt. Lieberman stellte am Wochenende fest: "Es wäre im Interesse der ganzen Welt und vor allem des iranischen Volkes, wenn es einen Regimewechsel gäbe." Damit liegt der Demokrat ganz auf der offiziellen Regierungslinie.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort