Israel will "die Rechnung begleichen"

Tel Aviv. (dpa) Bei ihrem Großangriff auf den Libanon hat die israelische Luftwaffe ein Ziel besonders im Auge: Den Führer der radikal-islamischen Hisbollah-Miliz, Scheich Hassan Nasrallah.

Israel drohte dem Schiiten-Führer mit dem schwarzen Bart und dem traditionellen schwarzen Turban am Freitag mit gezielter Tötung. Mit dem Angriff auf die israelische Nordgrenze habe Nasrallah "sein eigenes Urteil gefällt", erklärte der israelische Innenminister Ronni-Bar On, der der Kadima-Partei von Ministerpräsident Ehud Olmert angehört. Man werde mit ihm bei Gelegenheit "die Rechnung begleichen". Auch die großen israelischen Zeitungen machen am Freitag mit kriegerischen Überschriften auf. "Hisbollah zermalmen", forderte "Maariv". "Das Ziel: Nasrallah", so "Jediot Achronot". Auch der israelische Minister für Innere Sicherheit, Avi Dichter, meinte süffisant: "Nasrallah hat Schweißausbrüche, und er weiß warum."Immer wieder hat Hisbollah Israel provoziert

Israel sieht Nasrallah als Hauptschuldigen an der neuen Eskalation im Libanon. Immer wieder hat die Hisbollah das südliche Nachbarland seit dem Abzug der israelischen Truppen vor sechs Jahren mit "Nadelstichen" provoziert. Wenige Monate nach dem Rückzug entführten Hisbollah-Freischärler drei israelische Soldaten aus dem Grenzgebiet. In den Jahren darauf töteten Hisbollah-Mitglieder mehrmals Soldaten im Grenzgebiet. 2003 wurde in dem Grenzort Schlomi ein 16-jähriger Israeli durch ein libanesisches Geschoss tödlich getroffen. Kein souveräner Staat könne sich solche Grenzverletzungen gefallen lassen, erklären israelische Sprecher. Auch am Freitag setzte die israelische Armee ihre massiven Angriffe im Libanon fort und bombardierte erneut den internationalen Flughafen, der als Hochburg der Hisbollah gilt sowie Ziele im Süden der Hauptstadt Beirut. Was aus internationaler Sicht als nicht angemessene Reaktion Israels auf die Tötung von acht Soldaten und die Entführung zweier weiterer erscheint, erklärt der israelische Generalstab als Bemühen, die Abschreckungskapazität Israels gegenüber der Hisbollah wiederherzustellen. Deeskalation ist im Sinne Nasrallahs

Politische Beobachter gehen davon aus, dass Israel die Angriffe so lange weiter fortsetzen wird, bis der internationale Druck zum Stopp der Offensive übermächtig wird. Bis dahin will Israel der Hisbollah möglichst viele harte Schläge versetzen. Ein Kommentator der Zeitung "Haaretz" meinte am Freitag, Israel sehe die jüngste Eskalation als "Gelegenheit, der Bedrohung durch Hisbollah ein und für allemal ein Ende zu setzen. Die Frage ist nur, ob die israelische Armee ausreichend Zeit haben wird, dieses Ziel zu erreichen." Es sei nun im Interesse Nasrallahs, die Lage wieder zu beruhigen. Denn Israel würde aus internationaler Sicht als alleiniger Aggressor dastehen, sollte die Hisbollah ihre Angriffe einstellen. Auch in Israel schlugen am Freitag erneut Katjuscha- Raketen ein. Der Hisbollah-Angriff auf die israelische Hafenstadt Haifa am Donnerstagabend wurde als Überschreiten einer roten Linie gesehen. Hier liegen besonders viele gefährdete Industrieanlagen. Israel befürchtet eine Umweltkatastrophe, sollte etwa in einer der Chemiefabriken eine Katjuscha einschlagen.

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