Italien und Spanien bestehen Härtetests

Rom/Madrid/Frankfurt · Aufatmen in Italien und Spanien: Wichtige Sorgenkinder der EU können sich auf einmal wieder völlig problemlos Geld besorgen - und das zu deutlich besseren Konditionen. Optimisten sehen das schon als Hinweis, dass die Euro-Schuldenkrise nun an Sprengkraft verliert.

Rom/Madrid/Frankfurt. Die angeschlagenen Euro-Länder Italien und Spanien haben den ersten Härtetest am Anleihemarkt im neuen Jahr bestanden. Beide Länder sammelten gestern mehr als 20 Milliarden Euro ein und müssen dafür deutlich weniger Zinsen zahlen als in den Wochen und Monaten zuvor.
Händler werteten das als Bestätigung des positiven Trends an den sogenannten Sekundärmärkten, wo bereits ausgegebene Anleihen gehandelt werden. Dort fielen die Renditen zuletzt wieder, nachdem sie im vergangenen Jahr drastisch gestiegen waren - auf ein Niveau, das Experten nicht für langfristig erträglich halten. "Die heutigen Auktionen sind sowohl hinsichtlich der Nachfrage als auch in Bezug auf die Finanzierungskosten extrem positiv zu bewerten", kommentierten etwa die Anleihe-Experten der Großbank UniCredit.
Hoffnungen auf ein baldiges Ende der Schuldenkrise dürften allerdings angesichts der bislang ungelösten Haushaltsprobleme in Ländern wie Italien und Griechenland verfrüht sein. Besonders für Italien war die Kapitalaufnahme am Donnerstag zudem erst der Auftakt: Das hoch verschuldete Land muss sich allein in diesem Jahr mehr als 300 Milliarden Euro frisches Geld beschaffen, um auslaufende Schulden zurückzahlen zu können. Bereits heute geht es dort mit einer weiteren Versteigerung von Anleihen weiter. Spaniens Schuldensituation ist entspannter als in Italien. Wegen großer Probleme im heimischen Bankensektor gilt das Land aber ebenfalls als gefährdet.
Insgesamt nahm Italien die angepeilten zwölf Milliarden Euro durch Papiere mit einer Laufzeit von einem halben und einem ganzen Jahr auf. Das teilte das italienische Finanzministerium in Rom mit. Damit wurde der Zielwert erreicht. Mit einer einjährigen Anleihe wurden 8,5 Milliarden Euro aufgenommen. Die Rendite lag mit 2,735 Prozent so niedrig wie seit Juni nicht mehr. Am 12. Dezember hatte die Rendite bei einer vergleichbaren Auktion noch bei 5,952 Prozent gelegen. Italien verkaufte zudem Anleihen mit einer Laufzeit von einem halben Jahr im Wert von 3,5 Milliarden Euro.
Mit einer Auktion von drei Staatstiteln mittelfristiger Laufzeit sammelte Spanien zehn Milliarden Euro ein, doppelt so viel wie geplant. Die Renditen gaben deutlich nach. Sinkende Renditen gelten als Indiz für nachlassendes Misstrauen der Investoren. Auch in Irland, Belgien, Portugal, Österreich und Frankreich setzte sich die Erholung fort.
An der Börse lösten die erfolgreichen Anleiheauktionen Kursgewinne aus. "Die Wirkung der Eurokrise nimmt langsam ab", sagte Marktanalyst Robert Halver von der Baader Bank. "Die Heilung der Eurokrise ist mit Hilfe der EZB auf dem Weg. Spekulanten können gegen die Währungshüter niemals anstinken."

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