Jammern hat Tradition

Geiz ist derzeit so geil wie lange nicht mehr. Jeder spart, wo er nur kann. Vor allem weil man an den Zapfsäulen tiefer in die Taschen greifen muss. Auch der Arztbesuch und teurere Zigaretten lassen die Budgets der Bürger schrumpfen.

Dabei ist die Preissteigerung eher eine gefühlte als eine tatsächliche. Denn nicht alles ist teurer geworden. Vieles erinnert derzeit an die Teuro-Diskussion. Mit der Euro-Einführung meinte plötzlich jeder, alle Preise seien nach oben gegangen. Die gefühlten Preise entsprachen größtenteils - abgesehen von einigen eiskalten Preistreibern, die eins zu eins umstellten - nicht der Realität. Natürlich ist das Leben teurer geworden. Aber nicht so teuer, wie es derzeit die täglichen Horrormeldungen einen glauben machen. Das Jammern über hohe Kosten hat Tradition. Die Deutschen waren immer schon Weltmeister im Schnäppchenjagen, egal ob es ihnen gut ging oder eher schlecht. Das Grundproblem: Wir wollen auf kaum etwas verzichten. Daher muss alles so billig sein wie möglich. Urlaub? Ja, dann eben zum Super-Günstig-Preis, Hauptsache weg. Ein neues Auto? Ja, zur Not geleast oder vermeintlich günstig finanziert. Der neue Fernseher ist irgendwie auch noch drin, dann eben vom Discounter genau wie der hypermoderne, total überfrachtete Computer. Ganz so schlecht scheint es uns also gar nicht zu gehen. b.wientjes@volksfreund.de

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