Jugendlicher in Ludwigsburg wegen möglicher Vorbereitung für Amoktat festgenommen

Ludwigsburg · Ein Jugendlicher wird in Baden-Württemberg festgenommen: Er hat Kleinkaliberpatronen, Messer und Dolche daheim, spielt Ego-Shooter, chattete mit dem Amokläufer von München. Hat die Polizei eine weitere Bluttat verhindert?

Ein 15-Jähriger ist in Baden-Württemberg wegen Vorbereitung einer Amoktat festgenommen worden. Der Jugendliche hatte nach Angaben der Polizei vom Mittwoch im Internet Fotos und Zeichnungen veröffentlicht, die auf eine mögliche Amoktat hindeuteten. Er soll zudem im Chatkontakt mit dem Amokläufer von München gestanden haben. Es gebe aber keine Hinweise auf Mittäterschaft oder darauf, dass der Jugendliche vorher von der Münchner Bluttat gewusst habe.

Der Kontakt des 15-Jährigen zu dem Münchner Amokläufer ist von einem Hinweisgeber in einem Forum für Spieler von Ego-Shooter-Spielen entdeckt worden. Daraufhin hatte dieser die Polizei informiert. Die Beamten hätten umgehend auf den Hinweis reagiert. Der Jugendliche wurde noch in der Nacht zum Dienstag im Kreis Ludwigsburg festgenommen. Er ist inzwischen in die Jugendpsychiatrie aufgenommen worden.

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart schließt einen terroristischen Hintergrund aus. Gegen den 15-Jährigen werde wegen unerlaubten Waffen- und Sprengmittelbesitzes ermittelt, sagte ein Sprecher der Anklagebehörde.

Der Jugendliche muss allerdings nicht mit einem Haftbefehl rechnen. Die Verstöße gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz gäben das nicht her, sagte ein Sprecher der Stuttgarter Staatsanwaltschaft. Es bestehe auch keine Fluchtgefahr, hieß es bei der Polizei.

Er plante nach Angaben der Ermittler wahrscheinlich an seiner eigenen Schule eine Amoktat. Der Junge sei an seiner Schule gemobbt worden. Bei der Durchsuchung der Wohnung der Eltern seien unter anderem „eine größere Anzahl Kleinkaliberpatronen, mehrere Messer und Dolche“ entdeckt worden. Die Ermittler fanden auch Fluchtpläne der von ihm besuchten Schule sowie eine größere Menge Chemikalien, Material und Anleitungen zur Herstellung von Sprengmitteln. Die Eltern seien überrascht gewesen über die in ihrer Wohnung gefundenen Waffen und Sprengmittel.

Im Verlauf seiner Vernehmung räumte der Jugendliche den Angaben zufolge ein, sich „vor dem Hintergrund persönlicher und schulischer Probleme mit der Begehung einer Amoktat“ auseinandergesetzt zu haben. Er habe sich aber inzwischen davon distanziert.

Am vergangenen Freitag hatte ein 18-jähriger Amoktäter in München neun Menschen und sich selbst getötet.

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