Junge Ärzte dringend gesucht - Mehr als 15 Ärzte fehlen in den Krankenhäusern der Region

Trier · Kliniken in der Region haben Probleme, Stellen zu besetzen. Praxen finden keine Nachfolger.

Sechs Arztstellen sind derzeit im Verbundkrankenhaus Bernkastel/Wittlich unbesetzt. Drei Mediziner fehlen im Saarburger Krankenhaus. Die Besetzung offener Arztstellen scheitere häufig an der fehlenden Anzahl qualifizierter Bewerber, sagt Marco Titze, Leiter der Personalabteilung im Verbundkrankenhaus. "Die qualifizierten Bewerber bevorzugen es, ihre Facharztausbildung möglichst in beziehungsweise in der Nähe von größeren Städten zu absolvieren", sagt Titze.

Und das wirkt sich vor allem für kleinere Krankenhäuser auf dem Land aus. "Es ist nicht attraktiv für junge Ärzte, aufs Land zu gehen", sagt Heribert Frieling, Sprecher der Marienhaus GmbH. Zu ihr gehören unter anderem die Krankenhäuser in Hermeskeil, Bitburg und Gerolstein. Während in Hermeskeil alle Arztstellen besetzt seien, fehlten in Gerolstein ein Arzt und in Bitburg zwei Ärzte.

Doch selbst Trier scheint für Nachwuchsmediziner nicht attraktiv genug zu sein. So vermeldet das Mutterhaus derzeit acht offene Arztstellen. Maximal zehn Bewerbungen gebe es bei Ausschreibungen für Stellen in der Inneren Medizin oder der Chirurgie, sagt eine Kliniksprecherin. Auch das Trierer Gesundheitsamt sucht seit Wochen nach Ärzten.

Bewerbungen von deutschen Ärzten seien die Ausnahme, sagt Titze. Zumeist würden sich ausländische Ärzte, oft aus arabischen Ländern oder Indien, bewerben. Oft scheiterten diese an der sprachlichen Qualifikation. "Mangelnde Sprachkenntnisse sind ein großes Problem bei der Patientenversorgung", sagt Arist Hartjes, Geschäftsführer des Saarburger Krankenhauses.

Längst mache sich der Ärztemangel nicht mehr nur im niedergelassenen Bereich bemerkbar, sagt Günther Matheis, Präsident der Landesärztekammer. Laut Kassenärztlicher Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz werden in den kommenden Jahren 60 Prozent der Ärzte und Psychotherapeuten im Land in den Ruhestand gehen. Aus dem Versorgungsatlas der KV geht hervor, dass zum Beispiel allein in Hermeskeil bis 2020 zwei Drittel der Hausärzte ausscheiden werden. In der Eifel rund um Prüm gebe es bereits jetzt für viele Praxen keinen Nachfolger. Noch sei die ärztliche Versorgung im Land gut, sagt Dunja Kleis, Landeschefin der Krankenkasse Barmer. Nicht der Ärztemangel sei das Problem, sondern dass niedergelassene Mediziner ungleich im Land verteilt seien.

Ärztechef Matheis fordert mehr Medizinstudienplätze im Land. Für jeden niedergelassenen Arzt, der in Ruhestand gehe, müssten eineinhalb junge Ärzte nachrücken. Der Grund: Ältere Ärzte vor allem auf dem Land stünden oft mehr oder weniger rund um die Uhr zur Verfügung. Junge Ärzte wollten aber mehr Freizeit und auch Job und Familie besser miteinander verbinden.

Junge Ärzte kehren der Region den Rücken

Neue Rolle für kleine Kliniken

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